Fragestellung: In einer zweijährigen Projektphase (2006–2007) sollten Effizienz und Effektivität
eines multiprofessionellen Palliativteams mit sektorenübergreifender Struktur im ländlich
strukturierten Landkreis Mühldorf nachgewiesen werden. Der 3 Jahre bestehende Palliativberatungsdienst
des Hospizvereins sollte mit der neu gegründeten Palliativeinheit an der Kreisklinik
in eine gemeinsame Organisationsstruktur zusammengeführt werden. Organisationsstruktur: In unserer 260-Betten-Klinik der Grundversorgung übernimmt das stationäre Palliativteam
(0,8 + 0,3 Palliativmediziner, 0,6 Palliativfachkraft, 0,3 PC-Soz.Päd., 0,3 Seelsorger)
Beratung und ärztliche Vollbetreuung in der Palliativeinheit mit 2 Betten und 4 dezentralen
Betten. Alle Mitarbeiter dürfen Hausbesuche durchführen. Das ambulante Team (0,3 Arzt,
3×0,5 + 3×0,15 PC-Fachkräfte) erbringt spezialisierte ambulante Palliativbetreuung
(Beratung, Koordination, Betreuung in Krisen). Durch gemeinsame Team- und Fallbesprechungen
sind die Patienten sektorenübergreifend bekannt. 24-h-Rufbereitschaft und Individualbetreuung
durch Pflegekräfte und Hospizbegleiter stellen Betreuungsqualität sicher. Enge Kooperation
besteht mit dem Hospizteam. Resultate: Von 423 Patienten wurden 2007 133 in der Klinik voll ärztlich betreut, 189 konsiliarisch
beraten, 268 Patienten wurden ambulant betreut, davon 92 im Pflegeheim. Die Diagnosen
der stationären Patienten waren: 69% onkologisch (O), 20% internistisch (I), 11% neurologisch
(N); der ambulanten Patienten: 64% (O), 21% (I), 13% (N), der Patienten in Pflegeheimen:
35% (O), 32% (I), 31% (N). In der Klinik betrug die Liegedauer 6 Tage. Die Sterbequote
von 73% wird zur Hälfte von Patienten mit einer Liegedauer <3 Tage bestimmt (davon
50% nichtonkologischen Diagnosen). Die ambulanten Patienten wurden durchschnittlich
30 Tage betreut, 79% starben in ihrem Zuhause. In einer Befragung (Rücklaufquote 40%)
waren 84% der Hausärzte sehr zufrieden über die Unterstützung durch das Palliativteam.
Stationär wurde eine Finanzierungslücke von 70.000 € (ca. 25%) durch Spenden ausgeglichen.
Ambulant wurden 115.000 € (60%) durch Spenden finanziert. Schlussfolgerung: Im Landkreis Mühldorf kann durch das sektorenübergreifende Team eine Vollversorgung
aller Bürger mit palliativmedizinischem Betreuungsbedarf effektiv und effizient erbracht
werden. Unsicherheiten von Ärzten und Pflegenden in der allgemeinen Palliativversorgung
können durch das spezialisierte Team kompensiert werden.