Z Gastroenterol 2008; 46 - K35
DOI: 10.1055/s-0028-1096455

Der Stellenwert von Clostridium difficile-Infektionen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – eine Bestandsaufnahme

C Ott 1, C Girlich 1, F Klebl 1, J Schölmerich 1, F Obermeier 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universität Regensburg

Hintergrund: Während der letzten Jahre wurde über eine Zunahme von Infektionen mit Clostridium difficile (C. diff.) bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) hauptsächlich im nordamerikanischen Raum berichtet. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Beobachtung eines fluorchinolon-resistenten Stammes zu, welcher zu einigen Infektionsausbrüchen auch in europäischen Ländern führte. Ziel dieser Untersuchung ist es, den Stellenwert der Clostridium difficile-Infektion bei Patienten mit CED zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu erfassen. Methoden: In einer retrospektiven Untersuchung wurden zwischen 2001 und 2007 alle Patienten mit CED und der Diagnose einer Clostridium difficile Infektion, die stationär am Klinikum der Universität Regensburg behandelt wurden, erfasst und ausgewertet. Ergebnisse: Von insgesamt 997 Patienten, welche aufgrund einer CED behandelt wurden, konnte bei 7 Patienten eine Infektion mit Clostridium difficile nachgewiesen werden (0,7%). Vier Patienten waren weiblich, das Alter lag im Median bei 47 Jahren (15–60 Jahre). Fünf Patienten hatten als Grunderkrankung eine Colitis ulcerosa (71,4%), zwei Patienten mit M. Crohn waren betroffen. Bei beiden Patienten war eine Colonbeteiligung im Rahmen des M. Crohn bekannt. Nosokomiale Infektionen lagen bei 2 Patienten vor, ebenso waren lediglich zwei Patienten unter einer immunmodulatorischen Therapie (Azathioprin), einer dieser Patienten hatte zudem – wie ein weiterer Patient ohne immunsuppressive Therapie- eine antibiotische Therapie vor Auftreten der Infektion erhalten. Bei einem Patienten wurde die Erstdiagnose des M. Crohn im Rahmen der stationären Behandlung gestellt, in diesem Fall war eine Kolektomie bei toxischem Megakolon notwendig. Alle anderen Patienten wurden erfolgreich mit Metronidazol nach Diagnosestellung behandelt. Schlussfolgerung: Bei stationär behandelten Patienten mit CED lag in diesem tertiären Zentrum nur bei einem geringen Prozentsatz eine nachgewiesene Clostridium difficile Infektion vor. Daher scheint diese Infektion anders als in nordamerikanischen Untersuchungen aktuell (noch) eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dennoch sollte bei einem Schub der Erkrankung- insbesondere bei Patienten mit Colitis ulcerosa oder Colonbefall bei Morbus Crohn- das Vorliegen einer C. difficile-Infektion ausgeschlossen werden.