Kernaussagen
Nach statistischen Erhebungen nehmen 15–50 % aller Schwangeren Medikamente im 1. Schwangerschaftsdrittel
ein – oft noch in Unkenntnis der Schwangerschaft. Dies kann angesichts der sensiblen
Phase der Organogenese in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten besonders schwerwiegende
Auswirkungen haben. Es ist jedoch keine Noxe bekannt, die zu 100 % eine Fruchtschädigung
verursacht. Röteln (ca. 50 %) und Thalidomid (ca. 30 %) gelten als diejenigen Noxen,
die am häufigsten tatsächlich zu Schäden geführt haben. Auch ohne Arzneitherapie beträgt
die spontane Fehlbildungsrate ca. 3–5 %.
Sofern eine Schwangerschaft bekannt ist, liegen für die meisten Indikationen ausreichend
erprobte Therapieoptionen vor. Insbesondere im 1. Trimenon sollten moderate Dosen
ausreichend evaluierter Pharmaka verabreicht werden. Neu eingeführte Präparate sollten
bei Frauen im fertilen Alter zurückhaltend verordnet werden.
Die Konsultation einer teratologischen Beratungsstelle kann im Zweifelsfall zu einer
Klärung des Risikos beitragen und das Follow-up zusätzlicher Expositionen ermöglichen.
Eine enge interdisziplinäre Kooperation der betreuenden Fachärzte und pränatalmedizinischen
Zentren trägt meist zu einer Beruhigung der verunsicherten Patientin bei.
Literatur
- 1
Wen S W, Yang T, Krewski D et al.
Patterns of pregnancy exposure to prescription FDA C, D and X drugs in a Canadian
population.
J Perinatol.
2008;
28
324-329
- 2 Buhimschi C S, Weiner C P. Medications in pregnancy and lactation. In: Queenan JT,
Spong CY, Lockwood CJ, eds. Management of high-risk pregnancy: an evidence-based approach.
5th ed. Malden (MA): Blackwell Publishing Ltd; 2007: 38–58
- 3 Shepard T H, Lemire R J. Catalog of teratogenic agents. 12th ed. Baltimore (MD):
John Hopkins University Press; 2007
- 4 Clayton-Smith J, Donnai D. Human Malformations. In: Rimoin DL, Connor JM, Pyeritz RE,
eds. Emery and Rimoin's principles and practice of medical genetics. 3rd ed. New York
(NY): Churchill Livingstone; 1997: 383–394
- 5
Witters I, Van Assche F, Fryns J P.
Nuchal edema as the first sign of fetal valproat syndrome.
Prenat Diagn.
2002;
22
834-835
- 6 Briggs G G, Freeman R K, Yaffe S J. Drugs in pregnancy and lactation. 8. Aufl. Baltimore:
Lippincott Williams & Wilkins; 2008
- 7 Paulus W E, Lauritzen C. Medikamente und Schadstoffe in Schwangerschaft und Stillzeit. Balingen:
Spitta; 2008
- 8 Schaefer C, Spielmann H, Vetter K. Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. 7. Aufl.
München: Urban & Fischer; 2006
PD Dr. G. C. Meyberg-Solomayer
Universitäts-Frauenklinik Tübingen
Calwer Str. 7
72076 Tübingen
eMail: gabriele.meyberg-solomayer@med.uni-tuebingen.de