Thorac Cardiovasc Surg 1958; 6(1): 030-046
DOI: 10.1055/s-0028-1101456
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Die knorpelbedingten – chondrogenen – Bronchusstenosen

J. Horányi
  • II. Chirurgischen Klinik der Universität Budapest (Direktor: Professor Dr. D. Klimkó)
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Publication Date:
12 December 2008 (online)

Zusammenfassung

Das Knorpelgerüst ist ein charakteristischer Bestandteil der Luftwege, welcher die für ihre Punktion unbedingt notwendige Stabilität und Elastizität sichert. Die viel-fältigen Fragen der normalen und pathologischen Verhältnisse der Luftröhre und der Bronchien wurden durch die neuesten Erfahrungen der Lungenchirurgie und der bronchologischen Forschung aufgeworfen. Von diesen sind die Probleme der Knorpelplättchen der Bronchien zur Zeit noch am wenigsten bekannt und am meisten vernachlässigt.

Wir haben die Aufmerksamkeit auf die in der Pathogenese der Lungenkrankheiten sehr bedeutenden und bisher ziemlich unbeachteten chondrogenen Bronchialstenosen gelenkt. Während der letzten fünf Jahre haben wir die mannigfaltigsten Formen derselben beobachtet. Diesmal haben wir die verschiedenen typischen Erscheinungsformen beschrieben, und zwar anhand von 19, aus einem großen Material gewonnenen operierten Fällen, mittels Schilderung der Knorpelanomalien aus 21 verschiedenen Bronchien der operierten Patienten. Die Erkennung dieser typischen Formen ist nicht schwierig, erfordert aber eine sehr minutiöse und langwierige Arbeit. Durch eine noch bessere Technik und noch sorgfältigere Untersuchung wird man sie in Zukunft sicherlich noch öfter antreffen als bisher.

Nach unseren Erfahrungen kommen meistens folgende typischen Formen vor: rudimentär entwickelte, kleine, auffallend große, überzählige, unregelmäßig angeordnete, mit regelwidriger Achsenrichtung in das Lumen sich vorwölbende, dachziegelförmig aufeinander gebreitete, anomal abgebogene, unregelmäßig geformte (kipfel-, haarnadel-, sichel-, Z-förmige) Knorpelplättchen und Fehlen des Knorpels in kleinerem oder größerem Maße. (Inopia cartilaginea.)

An Stelle des fehlenden Knorpels wurden Bindegewebe, vermehrte Schleimdrüsen, zystisch erweiterte Ausführungsgänge, dickwandige Gefäßknäuel und Fettgewebe gefunden. In den verschiedenen Bronchien der Lunge, in den verschiedenen Stellen ein und desselben Bronchienastes und auf ein und derselben Stelle können gleichzeitig verschiedene Knorpelanomalien vorkommen.

Unser jüngster Patient war ein 2œjähriger Knabe, unsere älteste Behandelte war eine 49 Jahre alte Frau. Drei waren weniger als 10 Jahre alt, vier waren 11—20, vier waren 21—30, sechs waren 31—40 Jahre und zwei Patienten waren über 40 Jahre alt. Sämtliche Behandelte unter 20 Jahren und fünf über 20 Jahre Alte hatten nach dem histologischen Befund nur: Emphyseme, Zysten, Bronchienerweiterungen und banale Entzündungen; die übrigen sieben über 20 Jahre hatten auch spezifische Lungenprozesse.

Die Bedeutung der chondrogenen Stenosen weicht von den Stenosen anderer Herkunft in gar keiner Beziehung ab. Ihre Folgen sind auch dieselben: Emphyseme, Bronchioliektasien, Bronchiektasie-Krankheit, Pyosklerosen, Abszesse, Emphyseme und Sepsis. Natürlich ist eine solche Lunge als ein minderwertiges und weniger resistenzfähiges Organ den verschiedensten spezifischen Krankheitserregern in gesteigertem Maße ausgesetzt.

Die Erkennung des Wesens der chondrogenen Bronchialstenosen und ihre richtige Auswertung in der Entscheidung der Frage der kongenitalen Bronchiektasie unterstützt in großem Maße jene Auffassung, daß nicht die Bronchialdilatation, sondern deren unentbehrliche Voraussetzung: die Br onchialstenosekongenitalist, und daß die Bronchiektasie sich erst nach dem Einfluß des anderen Faktors, nämlich der Funktion der Lunge, kaudalwärts von dieser entwickelt.

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