Thorac Cardiovasc Surg 1958; 6(5): 461-471
DOI: 10.1055/s-0028-1101514
Copyright © 1958 by Georg Thieme Verlag

Bronchiale Adenose oder Bronchuskrebs?

J. Horányi
  • II. Chirurgischen Universitätsklinik Budapest (Direktor: Professor Dr. D. Klimkó)
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 December 2008 (online)

Zusammenfassung

Die bronchiale Adenose ist eine selten vorkommende und nur seit einigen Jahren bekannte Veränderung. Ihre pathogenetische und klinische Bedeutung ist von mehreren Gesichtspunkten aus sehr merkwürdig. Es ist deshalb wünschenswert, daß sich auch die Allgemeinpraktiker, aber in erster Reihe die Bronchologen und Lungenchirurgen und hauptsächlich die bronchoskopische Probeexzisionen auswertenden Pathologen von ihrem Vorhandensein Kenntnis verschaffen. Ihr Wesen besteht in einer Hyperplasie bzw. Hypertrophie der Schleimdrüsen der Bronchuswand. Ihre Herkunft ist unbekannt, aber sie kommt gewöhnlich gemeinsam mit den angeborenen Anomalien der Lunge und der Bronchien, weiterhin mit den Gewebsunstimmigkeiten der Bronchuswand, z. B. mit Knorpelanomalien, mit sehr starker Vermehrung des Fettgewebes, vor. In der täglichen Praxis wird durch sie das Krankheitsbild einer Bronchiektasie verursacht und aufrechterhalten, charakteristisch ist der ungewöhnlich reichliche, sich verdickende, schleimige Auswurf. Eine genaue Diagnose kann nur mittels den ganzen Umfang der Bronchuswand darstellenden Querschnitten aufgestellt werden. Das Durchtrennen des Bronchus in Längsrichtung verzerrt das zu veranschaulichende Bild solchermaßen, daß die Erkennung erschwert, ja sogar unmöglich wird. Unserer Ansicht nach fehlt ihre Beschreibung z.Z. auch aus diesem Grunde in den größeren pathologisch-anatomischen Handbüchern.

Verfasser hat während sechs Jahren das Bronchussystem von 875 operativ entfernten Lungen nach seiner eigenen Methode bearbeitet. Die Anzahl der Schleimdrüsen war in mehr als der Hälfte (51 %) der Fälle normal, in 28% waren weniger, in 21% mehr Schleimdrüsen als normal vorhanden. Eine bronchiale Adenose wurde im Bronchiensystem von 15 Patienten wahrgenommen.

Der Autor betont die Schwierigkeiten der Auswertung einer bronchoskopischen Probeexzision, welche nur durch eine ganz spezielle Übung, ev. mit Hilfe einer Konsultation, zu beseitigen sind. Dies ist um so mehr erwünscht, als gerade aus dem bronchoskopischen Untersuchungsmaterial die meisten diagnostischen Fehlschlüsse gezogen werden. Es wird darauf verwiesen, daß auf Grund einer bronchoskopischen Probeexzision die Art des Krebses nur ganz ausnahmsweise bestimmt werden kann, da zur Feststellung der genaueren histologischen Gewebsstruktur des Bronchialcarcinoms wenigstens drei von verschiedenen Stellen stammende Schnitte notwendig sind. Verfasser hat bisher unter den Bronchialkrebsen noch niemals ein Adenocarcinom vorgefunden, es konnte auch kein einziger Fall beobachtet werden, in dem die Krebserkrankung ihren Ausgang von einer bronchialen Adenose nahm, obzwar die bronchiale Adenose auf Grund ihrer histologischen Erscheinungsform als eine Praecarcinose angesprochen werden könnte. Zur endgültigen Klärung dieser Frage sind noch weitere systematische Untersuchungen und Beobachtungen notwendig.

Schließlich wird kurz die Krankengeschichte von zwei Patienten bekanntgegeben. Der pathohistologische Untersuchungsbefund lautete auf Grund einer in einem anderen Institut erfolgten bronchoskopischen Probeexzision: Praecarcinosis bzw. Adenocarcinoma. Die gezielte pathohistologische Untersuchung der entfernten Lunge hat gezeigt, daß in beiden Fällen die Bronchiektasie und die Pyosklerose durch eine bronchiale Adenose verursacht wurden: weder eine Praecarcinose noch ein Andenocarcinom konnte festgestellt werden. Wegen des im Laufe des Eingriffes entdeckten Parenchymverfalles mußte die Pneumonektomie in beiden Fällen durchgeführt werden, Der erste Fall ist seit sechs, der zweite seit vier Jahren nach der erfolgten Operation symptomenlos und beschwerdefrei.

    >