Zusammenfassung
Das »Koryphäen-Killer-Syndrom«, an 20 Patienten beobachtet, wird als eine narzißtische
Unterform von den anderen Organneurosen abgegrenzt. Klinisch ist es gekennzeichnet
durch die Trias a) diffuse Schmerzsymptomatik mit einer Vielzahl von Untersuchungen
und Operationen, b) Fehlen einer Diagnose und einer adäquaten Therapie, c) pathologische
Arzt-Patienten-Beziehung. Die Krankheit bezieht sich auf unbestimmte und funktionelle
Schmerzzustände im Bauch-,Hals- und Rückenbereich. Die Unmöglichkeit der Zuordnung
zu einer klinisch definierten somatischen Krankheit führt zu einer Vielzahl diagnostischer
Bemühungen, die mit zunehmender Erfolglosigkeit aggressiver werden. Mehrfache Operationen
fehlen in keiner Anamnese. Die Arzt-Patienten-Beziehung ist durch eine initiale Idealisierung
des Arztes charakterisiert, die bald in Ablehnung wegen seines begrenzten Könnens
umschlägt. Der Patient verträgt nur Kurzkontakte zum Arzt. In der Persönlichkeit fallen
narzißtische Züge und die Persistenz eines äußeren Idealobjektes auf. Das Syndrom
bricht im Laufe eines Lebens aus, wenn der idealisierte Partner den Patienten enttäuscht.
Diese Auslöser haben die Bedeutung einer narzißtischen Kränkung. Die funktionellen
Schmerzzustände sind ein Restitutionsversuch für das bedrohte Selbst des Kranken.
Die Therapie des Syndroms besteht in Psychotherapie. Die Prognose führt ohne Behandlung
zu chronischer psychosomatischer Krankheit.
Summary
The »expert-killer« syndrome observed in 20 patients is a narcissistic subdivision
which can be separated from the other organic neuroses. Clinically it is characterised
by the triad: a) diffuse pain with numerous investigations and operations, b) absence
of a diagnosis and adequate treatment, c) pathological doctor-patient relationship.
The disease is based on indefinite and functional pains in the abdomen, neck and back.
The failure to classify it with a clinically defined somatic disease leads to multiple
diagnostic attempts which become more aggressive with increasing lack of success.
Multiple operations occur in all the histories. The doctor-patient relationship is
characterised by an initial idealisation of the doctor which quickly turns to rejection
on account of his limited abilities. The patient only tolerates a short contact with
the doctor. In the personality narcissistic traits and the persistence of an external
ideal are apparent. The syndrome occurs in life at the point when the idealised partner
disappoints the patient. These trigger factors are to be considered as a narcissistic
insult. The functional pains are an attempt to restore the threatened self of the
patient. The treatment consists of psychotherapy.