Zusammenfassung
Während der Jahre 1971-1975 traten in der Bundesrepublik Deutschland keine Epidemien
durch Influenza-A-Virus auf. Die direkten und indirekten Nachbarländer berichteten
dagegen über bis zu drei derartige Epidemien. Die Betrachtung der benutzten Impfstoffe
zeigt Unterschiede auf: Im Gegensatz zu den Nachbarländern wurden in der Bundesrepublik
überwiegend Vakzinen angewendet, welche mineralische Adjuvantien enthielten; unter
ihnen waren solche aus Virusuntereinheiten häufiger. Der Vergleich der Influenza-Mortalität
zwischen den USA und der Bundesrepublik über 20 Jahre läßt von 1956 bis 1965 eine
strikte Korrelation zwischen den Angaben für beide Länder erkennen. Ab 1966 dagegen
sinkt die Grippe-Sterblichkeit in der Bundesrepublik kontinuierlich ab, während sie
in den USA unverändert bleibt. Die Impfpraxis in beiden Ländern weicht seit 1966 insofern
voneinander ab, als die Empfehlungen der Öffentlichen Gesundheitsdienste unterschiedliche
Bevölkerungsgruppen ansprechen. In den USA sind es nur die Risikopatienten, während
in der Bundesrepublik zusätzlich die Impfung der übrigen Bevölkerung empfohlen wird.
Dementsprechend unterscheiden sich die Durchimpfungsraten für verschiedene Bevölkerungsgruppen
in beiden Ländern stark. Das Fehlen von Influenza-Epidemien, begleitet von einer Reduktion
der Grippesterblichkeit, legt die Erklärung nahe, daß beide Phänomene die Folge der
Unterbrechung von Infektketten sind. Dies scheint durch Impfung eines Teiles der Gesamtbevölkerung
und der Risikogruppen erfolgreicher zu sein als nur durch die Impfung von Risikogruppen.
Die Impfpraxis wird damit zum wesentlichen Instrument gegen die epidemische Verbreitung
von Influenza-Virus.
Summary
No influenza-A virus epidemic occurred in the Federal Republic of Germany during 1971-1975.
The neighbouring countries, however, reported up to three such epidemics. The vaccines
used had differences: contrary to neighbouring countries, in the FRG largely those
were used which had mineral adjuvants, and they more frequently had viral subgroups.
Comparison between the USA and FRG with respect to influenza death-rates over 20 years
revealed a strict correlation from 1956 up to 1965. But since 1966 the death-rate
has decreased progressively in the FRG while it hase remained unchanged in the USA.
Immunisation methods in the two countries have differed since 1966 in that the Public
Health Authorities of the two countries have recommended immunisation of different
population groups: in the USA it has been only for patients at risk, while in the
FRG the rest of the population has also been urged to be immunised. As a result, immunisation
rates differ markedly between the two countries. Absence of an influenza epidemic,
accompanied by a reduction in death-rate due to influenza, strongly suggests that
the two phenomena are the result of a break in the infection chain. This seems to
be more successful when both part of the total population and the risk groups are
immunised.