Zusammenfassung
Eine neuartige funktionelle Behandlung des chronischen, anderweitig unbeeinflußbaren
Schmerzes bei Stumpfkausalgie, Anaesthesia dolorosa (nach Herpes zoster), Thalamussyndrom,
traumatischem Plexusausriß und Paraplegie besteht in einem Hirnstimulationssystem
zur Selbstreizung durch den Patienten. Mit der stereotaktischen Technik haben wir
die vierpolige Hirnelektrode (Medtronic) im Durchmesser von 0,65 mm bei neun Patienten[* ] intrazerebral implantiert. Die Stimulation erfolgt über einen substernal eingepflanzten
Empfänger, der mit der Hirnelektrode verbunden ist. Mit einem handlichen Reizgerät
mit Ringantenne, die auf der Haut über dem Empfänger intermittierend aufgelegt wird,
werden von den Patienten die Reize bei Schmerzeintritt verabreicht. In allen Fällen
erreichten wir eine Schmerzunterdrückung, die besten Ergebnisse aber bei Reizung des
mesenzephalen Lemniscus medialis unter Einbezug der senso-motorischen Thalamuskerne.
Die Schmerzunterdrückung dauert bis zu 7 Stunden, so daß die Patienten mit drei Reizungen
à 30—40 min/d auskommen, wie die 1ŸJährige Nachbeobachtungszeit zeigt. Bis auf eine
vorübergehende Oculomotorius-Parese sind alle Eingriffe komplikationslos verlaufen.
Der reversiblen Hirnstimulationstechnik ist gegenüber den früheren Koagulationsmethoden
heute bei chronischen Schmerzen der Vorzug zu geben.
Summary
A new technique for the functional treatment of chronic intractable pain with a cerebral
stimulation system under the patient's control is described. A four-pole electrode,
diameter 0.65 mm (made by Medtronic), was implanted under stereotaxic control intro
nine patients[* ]. Stimulation was via a substernally implanted receiver connected to the intracerebral
electrode. A pocket-sized stimulator with circular aerial, intermittently placed on
the patient's skin, was activated by the patient whenever pain occurred. Pain suppression
was achieved in all instances, best results being obtained with stimulation of the
medial mesencephalic lemniscus, including the sensory-motor thalamic nuclei. The pain-suppressing
effect lasted for up to seven hours, so that three stimulations for 30—40 minutes
daily were sufficient, as demonstrated by an observation period of up to 21 months.
The only complication was transitory oculomotor paresis. The described reversible
non-destructive stereotaxic and functional technique of stimulation is preferable
to the coagulation method in the treatment of chronic intractable pain.
1 inzwischen 20 Patienten
2 meanwhile 20 Patienten