Zusammenfassung
Eine 33jährige herzgesunde Frau hatte in suizidaler Absicht 20 mg Digoxin per os eingenommen.
Die Plasmakonzentration von Digoxin konnte durch fortlaufende radioimmunchemische
Bestimmung ermittelt und mit dem klinischen Bild und Verlauf korreliert werden. Die
Akutphase mit der gemessenen Plasma-Digoxinkonzentration von 16 ng/ml nach 20 Stunden
und einer extrapolierten Initialkonzentration nach abgeschlossenem Verteilungsvorgang
von 25 ng/ml war gekennzeichnet durch eine Hyperkaliämie von 10,2 mmol/l sowie bradykarde
Herzrhythmusstörungen. Während die Digoxinelimination unbeeinflußbar exponential über
6 Tage auf therapeutische Werte erfolgte, zeigte sich vor allem der Wert der forcierten
Diurese zur Beseitigung der bedrohlichen Hyperkaliämie und der Wert der Elektrostimulation
zur Beherrschung der Bradykardie. Alle anderen Maßnahmen hatten zweitrangige Bedeutung.
Insbesondere war der Effekt von Atropin durch Auslösung einer atrioventrikulären Tachykardie
mit verstärkten Repolarisationsstörungen als ungünstig anzusehen.
Summary
A 33-year-old woman without heart disease swallowed 20 mg digoxin with suicidal intent.
Plasma concentration of digoxin was serially determined by radioimmunoassay and correlated
with the clinical picture and course. The acute phase with a measured plasma-digoxin
concentration of 16 ng/ml after 20 hours and an extrapolated concentration after distribution
of 25 ng/ml was characterized by hyperkalaemia of 10.2 mmol/l and bradycardic arrhythmias.
While digoxin elimination occurred exponentially over six days to therapeutic levels
the value of forced diuresis in counteracting the hyperkalaemia was demonstrated,
as well as the value of pacemaker stimulation in the management of the bradycardia.
All other measures were of secondary importance. The effect of atropine was unfavourable
because of atrioventricular tachycardia with marked abnormalities of repolarization.