Zusammenfassung
Die meisten Krampfkrankheiten im Kindesalter haben eine gemeinsame Wurzel, die klinisch
als iktaffine Konstitution angesprochen werden kann und die sich im Elektroenzephalogramm
vielfach als zerebrale Dysrhythmie manifestiert. Diese Auffassung macht es verständlich,
daß gelegentlich bei einem Kinde mehrere Krampfkrankheiten hintereinander auftreten
können.
Die neuere Krampfforschung hat gezeigt, daß Krämpfe und Krampfkrankheiten oft aus
dem Zusammenwirken verschiedener kausaler und auslösender Faktoren resultieren. Diese
Auffassung wird durch klinische Beispiele illustriert. In jedem Falle von Krampfkrankheiten
soll der Arzt daher die hereditären Verhältnisse, das Vorliegen von organischen Hirnschäden,
von hormonellen, chemischen und neurovegetativen Störungen and nicht zuletzt — unter
Umständen durch Zuzug des psychiatrischen Facharztes — die psychische Situtation und
die Umweltbedingungen des Kindes erforschen. Nur wenn alle diese Faktoren gebührend
berücksichtigt werden, wird man zu einem klaren Verständnis des Einzelfalles und konsequenterweise
auch zu einer Behandlung gelangen, die sich nicht auf das banale Verschreiben von
Beruhigungspillen und antikonvulsiven Medikamenten beschränkt.
Aus Raummangel konnte in dieser Arbeit nicht weiter auf die Tetanien eingegangen werden.
Daß die Tetanie in den meisten Fällen eine zentralnervöse Komponente hat und daß hier
ebenso wie bei den sogenannten Hirnkrämpfen zahlreiche Realisationsfaktoren (im Einzelfall
oft kombiniert auftretend) vorkommen, wurde in einer andern Arbeit dargetan (Zellweger
und Girardet) (34).