Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(8): 242-245
DOI: 10.1055/s-0028-1115927
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über den Wert des neuen Antibiotikums „Terramycin” bei der Behandlung chirurgischer Infektionen1

F. F. Niedner, H. P. Lange
  • Chirurgischen Universitätsklinik und Poliklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. Th. Naegeli)
1 Herrn Prof. Dr. Th. Naegeli zum 65. Geburtstag
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Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

In der Zeit vom Dezember 1950 bis Oktober 1951 wurden insgesamt 89 Patienten mit Terramycin behandelt. Zur Entscheidung der Frage, ob Terramycin das Mittel der Wahl bei chirurgischen Infektionen ist, konnten 74 Krankheitsfälle ausgewertet werden. Es handelt sich dabei um

Infektionen der Luftwege.......... 34

Infektionen der Bauchhöhle......... 17

Infektionen der Harnwege.......... 6

Infektionen der Extremitäten........ 6

Infektionen der Gallenwege......... 7

Erysipel..................... 2

Verbrennungen................ 2

Zur Behandlung der Bronchopneumonie hat sich das Terramycin gut bewährt. 1 Patient starb an einer postoperativen Pneumonie am 10. Tage nach totaler Magenresektion, die anderen Patienten wurden geheilt.

Gute Erfolge zeigten sich auch bei der Behandlung von Infektionen der Bauchhöhle, jedoch nur dann, wenn die Ursache der Infektion operativ behoben wurde. Durch Terramycinbehandlung allein gelang es nicht, das Auftreten von Abszessen zu verhindern oder bestehende Abszesse zur Heilung zu bringen. 1 Patient, der nicht operiert wurde, starb, die übrigen 16 Patienten wurden geheilt. Durch die Anwendung von Terramycin wurde die Behandlungszeit stark abgekürzt.

Bei den Infektionender Harnwege trat unter Terramycinbehandlung schnelle Heilung ein. Bei den Fällen, bei denen eine mechanische Ursache der Infektion bestand, kam es jedoch zu Rezidiven. Voraussetzung für die endgültige Heilung von Infektionen der Harnwege ist also auch bei Terramycinanwendung die Beseitigung der mechanischen Ursache der Infektion.

Bei Infektionen der Extremitäten wurde Terramycin nur in besonderen Fällen angewandt. Bei der akuten hämatogenen Osteomyelitis ließ sich eine Heilung ohne Operation erzielen. In den übrigen Fällen wurde die Infektion durch Operation und Terramycinbehandlung in kurzer Zeit beherrscht.

Bei Infektionen der Gallenwege wurden die akuten Erscheinungen durch Terramycin in kurzer Zeit behoben; endgültige Heilungen wurden jedoch nur durch Operation und Terramycinbehandlung erzielt.

Bei Erysipelen und Verbrennungen führte Terramycin zu einer schnellen Heilung.

Die Beobachtungen ergaben, daß Terramycin zur Unterstützung der chirurgischen Behandlung wertvolle Dienste leistet und in mehreren Fällen lebensrettend wirkte, jedoch das chirurgische Eingreifen nicht überflüssig macht.

Es zeigte sich, daß eine kombinierte Behandlung nicht erforderlich ist, sondern die Behandlung mit Terramycin allein genügt.