Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(14): 425-428
DOI: 10.1055/s-0028-1115983
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Chemotherapie bei tuberkulösen Diabetikern

Gunther Vieth
  • Ehemaligen Lungenabteilung des Allgem. Krankenhauses Hamburg-Langenhorn und der Lungenabteilung des Allgem. Krankenhauses Hamburg-Harburg (Chefarzt: Dr. G. W. Lauenstein)
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Publication Date:
22 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Chemotherapie in 3 Jahren bei 72 tuberkulösen Diabetikern angewandt, ergibt:

1. TBI führt bei knapp einem Drittel aller Kranken zu mäßiger Stoffwechsel-Verschlechterung, die durch erhöhte Insulingaben völlig wieder ausgeglichen werden kann und soll, und als deren Ursache eine Glykogenassimilationsstörung der Leberzelle anzunehmen ist.

2. PAS wird bei gut einem Viertel aller Kranken wegen stärkerer Unverträglichkeit abgesetzt. Von den so Betroffenen erlitten die Hälfte Stoffwechsel-Veränderungen, die offenbar alimentär bedingt waren.

3. Gegen die auf Grund von Einzelbeobachtungen gemachte Annahme eines Inselzellschadens durch Chemotherapie mit Auslösung eines Diabetes bei üblicher Dosierung sprechen: a. Ein gleiches Verhalten bei den meisten Kombinationskranken wie bei Nichtdiabetikern, d. h. völlige Unbeeinflußbarkeit des Stoffwechsels.

b. Reversibilität eingetretener Veränderungen nach Absetzen der Mittel bei den restlichen Kombinationskranken.

4. Ein gut eingestellter Diabetes berechtigt nicht nur, sondern verpflichtet zur Chemotherapie der Tuberkulose im gleichen Ausmaß wie bei Stoffwechselgesunden.

5. Früherfassung der Kombinationskranken durch regelmäßige Röntgenuntersuchungen aller Diabetiker ist bei der prädisponierenden Rolle dieses Leidens für eine Tuberkulose unerläßlich. Nur so kann der überzeugende Erfolg der Chemotherapie bei frischen Tuberkulosen gesichert werden.

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