Dtsch Med Wochenschr 1951; 76(21): 705-709
DOI: 10.1055/s-0028-1116776
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ergebnisse quantitativer Conteben-Studien1 und therapeutische Folgerungen

Alexander Sturm, Wilfried Wernitz
  • Med. und Nervenklinik der Städt. Krankenanstalten Wuppertal-Barmen (Chefarzt: Prof. A. Sturm)
1 Ausführliche Mitteilung hierüber erfolgt von W. Wernitz und H. Quecke in Z. Klin. Med.
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Neue Contebennachweismethoden in Blutserum, Harn und sonstigen Körperflüssigkeiten (kombinierte Anwendung der sogenannten Diazomethode, Kupfermethode und der Spektrographie im ultravioletten Licht) geben quantitative Einblicke in die gastroenterale, rektale, intrauterine, intrakavernale und bronchopulmonale Contebenresorption sowie in den Contebenabbau durch sauren Magensaft und intermediären Stoffwechsel. Hierbei zeigte sich, daß die gleichzeitige Medikation von Azidolpepsin oder Kohle und eine schlackenreiche Kost die enterale Contebenaufnahme in hohem Maße verhindert und daß der Contebenabbau im Organismus ein sehr beträchtlicher ist.

Bei der heute üblichen therapeutischen Contebendosierung (2- bis 4mal 0,05 g Conteben per os pro die) liegt der Contebenspiegel im Blutserum weit unter 1 : 1 Million, erreicht damit nicht die aus dem In-vitro-Versuch bekannte bakteriostatisch wirksame Contebenkonzentration. Bei einer Contebenausscheidung durch die Nieren dagegen überschreitet die Konzentration des Harns an unverändertem Thiosemikarbazon, die 10—30% der gesamten Contebenausscheidung ausmacht, erheblich die untere Grenze der sicher bakteriostatischen Wirksamkeit, so daß die Heiltendenz der Nieren- und Blasentuberkulose unter Conteben in erster Linie auf Bakteriostase zu beziehen ist, ähnlich wie dies bei der direkten Einwirkung des Contebens auf Kehlkopftuberkulose, Darmtuberkulose, tuberkulöse Lungenkavernen (nach Contebenbestäubung) der Fall ist. Erst bei oraler Einnahme von 0,5 bzw. 0,6 g Conteben ist ein sicherer bakteriostatischer Spiegel im Blut von 0,2 bzw. 0,25 mg%, entsprechend der Konzentration 1 : 500 000 bzw. 1 : 400 000, spektrographisch nachweisbar.

Zur Erklärung der unzweifelhaft günstigen Wirkung der kleinen oralen Contebengaben (0,025—0,1 g) liegt die Annahme eines außertuberkulostatischen Effektes des Contebens sehr nahe. Möglicherweise geht diese überaus wichtige organismische unspezifische Wirkung des Contebens über die Beeinflussung bestimmter Fermentvorgänge des intermediären Stoffwechsels. Eingehende Untersuchungen hierüber sind noch im Gange.

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