Dtsch Med Wochenschr 1957; 82(50): 2152-2154
DOI: 10.1055/s-0028-1117070
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Indikation der operativen Behandlung traumatischer Anfallsleiden

Indications for the surgical treatment of posttraumatic epilepsyNorbert Müller
  • Neurochirurgischen Universitätsklinik Bonn (Direktor: Professor Dr. Peter Röttgen)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Eine Nachuntersuchung der in unserer Klinik operierten Kranken mit posttraumatischen Anfallsleiden – insgesamt 81 Fälle, davon nachuntersucht 55 Fälle – ergab bei mehr als der Hälfte, nämlich 38 = 58,2% Kranken, ein gutes bis befriedigendes Resultat, bei 20% ist ein voller Erfolg erzielt worden. Die meisten Operationen lagen 4–8 Jahre, einige 1–4 Jahre zurück; es muß damit gerechnet werden, daß zum Teil noch nach längerer Zeit Anfälle wieder auftreten, die Ergebnisse sich also im Laufe der Zeit verschlechtern. Die Indikation zur operativen Behandlung der Anfallsleiden ist nicht nur von den schwierig zu beurteilenden Ergebnissen der bis heute in solchen Fällen ausgeführten Operationen abhängig, sondern vor allem von der Art der Hirnverletzung. Hierbei hat sich eine Unterscheidung von Anfallsleiden bewährt, die nach einer gedeckten oder primär versorgten und verheilten offenen Hirnverletzung aufgetreten sind, von Anfallsleiden, die nach sekundär verheilten offenen Hirnverletzungen entstanden sind. Bei der gedeckten oder primär versorgten Hirnverletzung kommt es zu einer vorwiegend gliösen Narbenbildung; in diesen Fällen sind wir mit der Stellung der Operationsindikation sehr zurückhaltend, wir erwägen sie erst, wenn alle Möglichkeiten der konservativen Therapie – insbesondere der medikamentösen – versagt haben. Bei den nach sekundär verheilter offener Hirnverletzung mit bindegewebiger Hirn-Dura-Narbe aufgetretenen Anfallsleiden können entzündliche Veränderungen in der Narbe und Gefäßveränderungen in deren Umgebung mit der Gefahr einer Späterweichung zu einer frühzeitigen operativen Behandlung zwingen. In allen Fällen sollte die postoperative medikamentöse Therapie mindestens 1–2 Jahre fortgesetzt werden, weil sonst mit erneuter Verschlechterung des Leidens zu rechnen ist. Selbst mit Hilf der Elektroenzephalographie und der Elektrokortikographie kann im Einzelfall über das voraussichtliche Resultat einer Operation nichts Sicheres vorausgesagt werden. Diese Ungewißheit muß Kranken und Angehörigen vor der Operation mitgeteilt werden.

Resumen

Indicación para el tratamiento quirúrgico de las enfermedades convulsivas por traumatismo

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