Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(35): 1015-1017
DOI: 10.1055/s-0028-1117136
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Rohkonservierung der Frauenmilch mit Streptomycin oder Zitronensäure?

Herbert Bindewald
  • Universitäts-Kinderklinik, Marburg a. d. L. (Direktor: Prof. Dr. med. F. Linneweh)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Nach dreijähriger klinischer Erprobung der Streptomycin-Konservierung von Frauenmilch wurde vergleichsweise die Methode der Zitronensäure-Konservierung in Anwendung gebracht, Über hierbei gemachte Erfahrung wird berichtet.

Die Methode der Streptomycin-Konservierung hat sich gut bewährt. Die ursprünglich angegebene Streptomycin-Konzentration von 2 mg% wurde auch in der warmen Jahreszeit für ausreichend befunden. Während der gesamten Beobachtungszeit traten bei den mit streptomycinkonservierter Frauenmilch ernährten Säuglingen niemals Durchfallstörungen auf, die den Verdacht auf eine exogene Koliinfektion der Verdauungswege hätte erwecken können. Eine durch Milchsaprophyten hervorgerufene Säuerung der Milch konnte durch Streptomycinzusatz selbst bei längerem Transport in den Sommermonaten vermieden werden. Irgendwelche auf Überempfindlichkeit gegenüber Streptomycin beruhende, klinisch manifest werdende Hautschäden wurden weder beim Klinikpersonal noch bei den Kranken beobachtet. Die anfangs geäußerten Bedenken, daß aus der sich entwickelnden Streptomycin-Resistenz der Kolibazillen Schwierigkeiten bei einer später eventuell notwendig werdenden Behandlung von Koliinfektionen entstehen könnten, lassen sich zerstreuen, da heute andere gegen Koli gerichtete Antibiotika zur Verfügung stehen.

Beim Verfüttern einer nicht mit Kuhmilchnahrung gemischten zitronensäurekonservierten Frauenmilch können, vornehmlich bei Frühgeburten und jungen Säuglingen, häufiger Trinkschwierigkeiten, Erbrechen, dünne Stühle, intertriginöse Dermatitiden und Soor-Erkrankungen der Mundschleimhaut auftreten. Diese Erscheinungen werden auf den starken Säuregrad der auf diese Weise konservierten Frauenmilch zurückgeführt.

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