Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(36): 1057-1061
DOI: 10.1055/s-0028-1117151
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Nebennierenrinden-Hormone in der Herztherapie

F. Pendl
  • Inneren Abt. des Kreiskrankenhauses Heidenheim a. d. Br. (Chefarzt: Dr. med. Fritz Pendl)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die mitgeteilten Krankengeschichten stellen extreme Fälle, dar und dürfen nicht verallgemeinert werden. Sie sagen lediglich aus, daß es bei bestimmten chronischen dekompensierten Herzerkrankungen, bei denen Addison-ähnliche Zeichen bestehen- vor allem Hypotonien, leichte Pigmentierungen, Adynamien und ähnliches -, gelingen kann, durch NNR-Hormon- Gesamtextrakte auch ohne Glykosidbehandlung eine bessere Rekompensation des Kreislaufzustandes zu erreichen. Sie sagen darüber hinaus, daß es manchmal gelingt, langdauernde Glykosidbehandlungen mit Erfolg durch die Hormonbehandlung zu unterbrechen oder Patienten, die effektiv Glykoside schlecht vertragen, oder bei denen mit einer Glykosid-Unverträglichkeit gerechnet werden muß, durch NNR-Hormone wieder leistungsfähiger zu machen. Um diese Erfolge zu bestätigen, wird aber eine sehr genaue Indikationsstellung notwendig sein, welche die genannten Addisonismen und die Dauer des Leidens berücksichtigen muß und vielleicht später einmal von den Ergebnissen der Steroidbestimmung im Ham ausgehen kann. Nach unseren Beobachtungen sind darüber die Akten aber noch nicht geschlossen. Wie die Auswertung unserer we!- teren Fälle ergeben hat, ist die aiternierende Anwendung der Hormone mit Strophanthin oder anderen Glykosiden niemals schädlich gewesen, sondern scheint sogar die Strophanthinwirkung zu unterstützen bzw. geringere Strophanthindosen notwendig zu machen. Eine auffällige Wasserretention haben wir bei den verabreichten Dosen niemals gesehen, und geringe Blutdruckanstiege, wie sie insbesondere nach Eschatin meist auftraten, erreichten niemals pathologische Werte und gingen in allen Fällen, wenn wir die Behandlung fortsetzten, nach wenigen Tagen auf ein physiologisches Maß zurück. Trotzdem sollte vorläufig noch sowohl eine starke Odemneigung wie eine exzessive Hypertonie als Gegenindikation gelten. Eine Glykosurie haben wir nie auftreten sehen, doch sollte auch der Diabetiker vorläufig nicht in die von uns geschilderte Behandlung einbezogen werden. Jedenfalls ist eine tägliche Kontrolle von Blutdruck, Gewicht, Flüssigkeits- und Zuckerausscheidung notwendig. Wenn alle diese diagnostischen und therapeutischen Kautelen sorgfältig angewendet werden, wird die Behandlung mit Nebennierenrindengesamtextrakten bei bestimmten Fällen von chronischer Herzinsuffizienz eine gute Ergänzung der Glykosidtherapie darstellen können.

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