Dtsch Med Wochenschr 1951; 76(33/34): 1005-1007
DOI: 10.1055/s-0028-1117372
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Klinische und epidemiologische Erfahrungen bei der Penicillinbehandlung des Scharlachs

W. Hangarter, F. Siebert
  • Inneren Abteilung des Krankenhauses Flensburg-Mürwik II und des Kreiskrankenhauses Bad Oldesloe bei Hamburg (Leitender Arzt: Prof. Dr. Hangarter)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Von 175 Scharlachkranken, die in zwei verschiedenen Krankenhäusern Schleswig-Holsteins zu verschiedenen Zeiten behandelt wurden, erhielten 127 durchschnittlich je 1,4 Millionen E Penicillin über 7 Tage verteilt und 48 Patienten kein Penicillin. Die mit Penicillin behandelten Kranken zeigten eine deutliche Verkürzung und Abschwächung des Krankheitsverlaufes, besonders nachweisbar an Fieber, Exanthem und Schuppung. Die üblichen Scharlachkomplikationen fehlen oder treten zahlenmäßig stark zurück. Alle vorgekommenen Komplikationen wurden durch Penicillin beherrscht. Die hämolytischen Streptokokken im Rachenabstrich sind unter der Penicillintherapie nicht mehr nachweisbar. Bei den sehr seltenen Reinfekten werden die Rachenabstriche wieder positiv, ohne daß aber hieraus auf eine mangelhafte Immunisierung als Penicillinfolge geschlossen werden darf. Die Erfolge der Penicillinbehandlung des Scharlachs beruhen allein auf der antibiotischen Streptokokkenwirkung, deren richtunggebender Einfluß bei der Scharlachentstehung auch damit erwiesen ist.

Für den Erfolg der Penicillintherapie ist die frühzeitige Anwendung des Mittels entscheidend. Die Isolierdauer wurde durchschnittlich auf 3—4 Wochen herabgesetzt, doch erscheint bei zunehmenden Erfahrungen noch eine weitere Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes möglich.

Grundsätzlich sollte künftig jeder Scharlachkranke mit Penicillin behandelt werden. Wir halten es für verfehlt, nur den schwer Erkrankten Penicillin zu geben, weil sehr oft auch bei anfangs nur leichten Krankheitserscheinungen noch schwere Komplikationen folgen.

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