Dtsch Med Wochenschr 1951; 76(43): 1325-1329
DOI: 10.1055/s-0028-1117472
Epistolae Medicinales

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Inkretorisches System und Krankheitsentstehung

Erwin Schliephake
  • Schweinfurt, Städt. Krankenhaus
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die enge Verknüpfung der Reguliersysteme im Körper macht eine zusammenfassende Betrachtung notwendig. Endokrinium, Vegetatives Nervensystem und Peripherie bilden das vegetative System. Die Abhängigkeit der Reaktionen des Vagus und Sympathikus von der Einstellung des Endokriniums hat der Verfassser früher nachgewiesen.

Die Hormone sind einzuteilen in ergotrope und trophotrope. Die ersteren stehen unter der Herrschaft der eosinophilen Zellen des Hypophysen-Vorderlappens (HVL.), die Hormone der basophilen Zellen sind trophotrop. Diese Stoffe wirken teils unmittelbar auf die Peripherie, teils als glandotrope Hormone auf andere endokrine Drüsen, insbesondere der Nebenniere. Die Modifikationen der Wirkung der beiden Gruppen (oder vielleicht nur zwei Hormone) können aus ihrer Menge und ihrem Mischungsverhältnis sowie aus der Abstimmung auf periphere Drüsen erklärt werden, welche ihrerseits die Hypophyse rückwirkend teils fördern, teils hemmen. Die Peripherie fordert die Hormone an, die sie braucht. Krankheitsdispositionen werden durch verschiedene Einstellung des Endokriniums geschaffen; ergotrope Hormone fördern proliferative, trophotrope die degenerativen Vorgänge. Durch Wegfall der peripheren Reize (über Sensorium, Muskelarbeit, Nahrungsaufnahme usw.) entstehen Umstellungen im Endokrinium, die den Domestikationsschäden zugrunde liegen. Diabetes und Thyreotoxikosen sind durch komplizierte Regulationsstörungen im gesamten Endokrinium hervorgerufen. Durch die vom Verfasser angegebenen Funktionsprüfungen ist es möglich, beim lebenden Menschen die Funktion der einzelnen inkretorischen Drüsen und ihre Gesamteinstellung zueinander zu untersuchen.

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