Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(35): 1140-1145
DOI: 10.1055/s-0028-1117632
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Klinische und experimentelle Untersuchungen über das Wesen der lokalen Tuberkulinempfindlichkeit

W. Catel, W. Schmidt
  • Landeskinderheilstätte Mammolshöhe bei Kronberg i. T. (Chefarzt: Prof. Dr. Catel)
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Publication Date:
29 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Substanz des Tuberkelbazillenleibes den Organismus zur Bildung der Epitheloidzellen (Tuberkulozyten) anzuregen vermag und auf welche Weise dieser einige Zeit nach der Erstinfektion zur allergischen Reaktionsweise aller Körperzellen befähigt wird. Es wird betont, daß die nur klinische Beurteilung einer positiven Tuberkulinreaktion zur Klärung wissenschaftlicher Probleme nicht ausreichend ist, vielmehr muß durch die histologische Untersuchung eines exzidierten Teiles derselben der Nachweis des Vorhandenseins typischer Epitheloidzellen geführt werden.

2. Zur Beantwortung der ersten Frage wurde geprüft, ob nach Injektion von Tuberkuloprotein (GT Höchst), Mykolsäure (Bestandteil der Wachsschicht des Bazillenleibes) oder Phthionsäure (Bestandteil der Phosphatide des Bazillenleibes) in die Haut tuberkuloseinfizierter Kinder Reaktionen auftreten, deren mikroskopische Untersuchung das Vorliegen einer Tuberkelstruktur (Epitheloidzellen) ergibt. — Ergebnis: Nur das Tuberkuloprotein GT vermag den tuberkulös-allergischen Organismus zur Bildung von spezifischem. Gewebe anzuregen.

3. Die Nachprüfung der neuerdings von Huth ausgesprochenen Vermutung, daß die Tuberkulinreaktion eine durch freiwerdendes Histamin hervorgerufene Antigen-Antikörperreaktion sei, führte zu dem Resultat, daß eine Beziehung der Reaktion zu freiwerdenden H-Substanzen vorläufig ebensowenig bewiesen ist wie die Möglichkeit, die Bildung von spezifisch tuberkulösem Gewebe durch Histamin bzw. histaminähnliche Substanzen anzuregen.

4. In Versuchen an tuberkulös infizierten Kaninchen wurde gezeigt, daß die lokale Tuberkulinempfindlichkeit im Bereich einer denervierten Extremität entweder deutlich abgeschwächt oder überhaupt nicht mehr nachweisbar ist. Aus diesem Ergebnis wird gefolgert, daß das Nervensystem bei Zustandekommen und Aufrechterhaltung der tuberkulösen Allergie eine wichtige Rolle spielt.

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