Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(46): 1566-1568
DOI: 10.1055/s-0028-1117726
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über die Wirkung der Dihydroalkaloide des Mutterkorns bei der Hypertonie

K. Kaiser, P. Martini (Schluß)
  • Medizinischen Universitätsklinik Bonn (Direktor: Prof. Dr. P. Martini)
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Publication Date:
29 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Zur Prüfung der blutdrucksenkenden Wirkung der Dihydroalkaloide des Mutterkorns (CCK-179) bei Hypertonikern wurden Hochdruckformen der verschiedensten Genese und Schweregrade einer Hyderginbehandlung unterzogen. 21 Patienten erhielten das Präparat entweder oral oder in kombinierter parenteral-oraler Verabreichung. Als Richtlinien für die Dosierung haben wir uns der Angaben anderer Autoren, die bei der Prüfung des CCK-179 zu günstigen Ergebnissen kamen, bedient. Bei der Durchführung der Versuche wurde die Methodik klinisch-therapeutischer Untersuchungen beachtet. Alle 21 Patienten zeigten bei dieser Prüfung trotz zum Teil monatelanger Verabreichung des Präparats keine klinische Besserung der Hypertonie, auch dann nicht, wenn über die übliche tägliche Hydergindosis weit hinausgegangen wurde. Unangenehme subjektive oder objektiv nachweisbare Nebenerscheinungen wurden selbst bei sehr hohen täglichen Dosen nie beobachtet. Es konnte somit keine günstige Wirkung des Präparats CCK-179 (Hydergin) auf den pathologisch überhöhten Blutdruck bei der Dauerbehandlung nachgewiesen werden.

Die Wirkungslosigkeit des CCK-179 bei Hypertonie wird vor allem bei dem Versuch der Beeinflussung der durch Kochsalzentzug bzw. Kochsalzbelastung zu erzielenden Blutdruckveränderungen deutlich. Es ist nicht möglich, durch Verabreichung von Hydergin eine über die Blutdrucksenkung durch Kochsalzentzug hinausgehende Erniedrigung des Blutdrucks zu erzielen. Erst recht kann CCK-179 den Hochdruck bei den Kranken nicht senken, bei denen schon die kochsalzfreie Kost sich als wirkungslos erweist. Ebenso kann die auf Kochsalzzulage beim vorher salzfrei ernährten Patienten einsetzende prompte Blutdrucksteigerung durch CCK-179 weder verhindert noch abgeschwächt werden. Bei Patienten, die ambulant über längere Zeit mit CCK-179 behandelt wurden, konnte ebenfalls keine Blutdrucksenkung beobachtet werden.

Die uns bisher bekannten Veröffentlichungen mit angeblich günstiger Wirkung des CCK-179 auf den Blutdruck lassen in ihrer Methodik so grundlegende Voraussetzungen vermissen, daß die Annahme einer nur vorgetäuschten CCK-179-Wirkung gerechtfertigt erscheint.

Die bei unserem Patientenmaterial beobachteten subjektiven Beschwerden infolge Hypertonie erwiesen sich als allein von der Höhe des Blutdrucks abhängig und konnten durch CCK-179 nicht nachweislich beeinflußt werden.

Eine Unterteilung unseres Patientenmaterials nach Genese und Schweregrad der Hypertonie wurde nicht vorgenommen, da die Zahl der untersuchten Fälle hierzu zu gering ist. Hervorzuheben ist jedoch das völlig gleichsinnige Verhalten aller beobachteten Hypertonieformen gegenüber CCK-179, zumal wir bei der Auswahl unserer Patienten möglichst solche in die Versuchsreihe aufnahmen, welche auf die gewöhnliche klinische Behandlung (Bettruhe und kochsalzfreie Kost) gut ansprachen.

Auf die pharmakodynamischen Eigenschaften des CCK-179 wird unter Berücksichtigung der uns bekannten Ergebnisse kreislaufdynamischer Untersuchungen eingegangen.

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