Zusammenfassung
Vom Standpunkt des praktischen Arztes aus werden Fragen der Entkeimung und sterilen
Aufbewahrung des Spritzeninstrumentariums eingehend besprochen. Die unbedingt sicher
keimtötenden Verfahren der Überdruck- oder Heißluftkreislaufsterilisation wären für
die freie Praxis wohl wünschenswert, können aber bei dem heutigen Stand der Verhältnisse
noch nicht allgemein und obligatorisch gefordert werden. Auskochen der Spritzen und
Kanülen bei 100° muß bei sorgfältiger Durchführung genügen, was durch vielfältige praktische Erfahrung
auch bestätigt wird. Trotz alleiniger Sterilisierung durch Auskochen ist im Verhältnis
zu Millionen von Punktionen und Injektionen die Zahl der Gasödem- und Tetanuserkrankungen
nach Injektionen nur sehr gering. Ohne die Berücksichtigung der natürlichen Infektabwehr
des menschlichen Organismus, die Keimvermehrungshemmung und Vernichtung geringer bakterieller
Verunreinigungen bei Einspritzungen bewirkt, wäre für den Arzt das Risiko von Einspritzungen
untragbar. Um so größere Vorsicht ist dagegen bei daniederliegender biologischer Abwehr
am Platze. Entsprechende Vorschläge werden begründet. Noninfektion des Spritzeninstrumentariums
ist äußerst wichtig.
Die Lehre von der hohen desinfizierenden Kraft des 70%igen Alkohols erwies sich nach
wissenschaftlich einwandfreien Untersuchungen als ein unter Umständen verhängnisvoller
Irrtum. Die heute noch viel geübte Aufbewahrung steriler Spritzen und Kanülen in dieser
„Konservierungsflüssigkeit” für Gasödem- und Tetanuserreger muß endgültig aus der
Praxis verschwinden. An Stelle der bisherigen Alkohol-Spritzenbestecke werden „Trocken-Taschenbestecke”
vorgeschlagen, die den Anforderungen führender Kliniker und Bakteriologen an die Aufbewahrung
des sterilen Spritzeninstrumentariums weitgehend entsprechen.
Es wäre sinnlos, an den praktischen Arzt Forderungen zu richten, denen dieser bei
seinen oft beschränkten Möglichkeiten gar nicht entsprechen kann. Auf dem festen Boden
der Tatsachen stehend. müssen theoretische und praktische Medizin in gemeinsamem Bemühen
weitere Fortschritte in der Technik der Aseptik des praktischen Arztes zu erzielen
suchen.