Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(12): 384-388
DOI: 10.1055/s-0028-1117881
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über die Biologie und Pathologie der Tonsillen

W. Rothmund
  • Kinderheilstätte Wangen im Allgäu (Chefarzt: Prof. Dr. H. Brügger)
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Publication Date:
13 May 2009 (online)

Zusammenfassung

An Hand einer einleitenden geschichtlichen und quellenkritischen Studie wird das Wesen des lymphatischen Follikelsystems in Anatomie und Funktion entwickelt und an den Tonsillen aus der Lokalisation verständlich gemacht: Die Tonsillen sind rein lymphatische Organe, modifizierte Schleimhautlymphdrüsen, zwar nicht mit einer echten Sekretionsfunktion, aber doch mit einer passiv mechanischen Entleerungs- und Entlastungsvorrichtung ausgestattet. Die Krypten bilden keinen funktionellen, sondern nur einen anatomischen Bestandteil des Organs. Es gibt keine Krypteninfektionen. Das Funktionieren ist ohne zuführende Lymphwege undenkbar. Aber es bedarf afferenter, direkt nachweisbarer Lymphgefäße nicht. Die Gaumentonsillen können ihrem anatomischen Aufbau, ihrer Funktion, ihrem Umfang und ihrer Lokalisation nach nicht nur dem nächstgelegenen Mundschleimhautbereich funktionell angehören. Man kann vielmehr theoretisch wahrscheinlich machen und darf auch als praktisch fundiert ansehen, daß sie überwiegend dem hinteren Nasen-Rachen-Raum als Filterorgane dienen, dessen Schleimhaut in besonderem Maße der Verunreinigung ausgesetzt ist. Jetzt wird verständlich, daß und warum die Anginen aerogene Infektionen sind. Auch die Pathogenese der tuberkulösen Infektion der Tonsillen widerspricht den vorgetragenen Anschauungen wahrscheinlich weniger als es zunächst den Anschein hat.

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