Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(12): 393-397
DOI: 10.1055/s-0028-1117883
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Toxische Parenchymschädigung der Niere nach Sulfonamidanwendung

P. Thiessen, E. Augustin
  • Universitäts-Frauenklinik Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. W. Wolf)
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Publication Date:
13 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Es wird ein Anurietod durch intraperitoneale Sulfonamidanwendung nach erweiterter, abdominaler Totalexstirpation des Uterus unter Mitnahme beider Adnexe wegen Carcinoma colli uteri mitgeteilt. Die Ursache des Todes war eine akute, nekrotisierende Nephrose und Glomerulose.

2. Um eine über den Einzelfall hinausgehende, prinzipielle oder allgemeingültige Erklärung zu finden, wurden tierexperimentelle Untersuchungen durchgeführt, die den spezifischen Sulfonamidschaden als eine akute, toxische, nekrotisierende Nephrose bestätigten, deren Hauptsitz von den Hauptstücken bis in die Schaltstücke reicht. Es gibt also eine Sulfonamidnephrose auf toxischer Grundlage.

3. Die Höhe der Sulfonamidkonzentration im Urin zeigt den Grad der toxischen Gefährdung des Nierenparenchyms an. Die Gefahr wächst mit zunehmender Resorptions- und Ausscheidungsgeschwindigkeit des Medikamentes und mit abnehmender Harnsekretion. Der spezifische Schaden wird innerhalb der ersten 24 Stunden gesetzt.

4. Bei Affektionen des Nierenparenchyms und solange ein Flüssigkeitsmangel oder eine stärkere sekundäre Anämie besteht, ist die Anwendung der Sulfonamide nicht ratsam.

5. Die intraperitoneale Sulfonamidapplikation sollte wegen der Gefahr der Nierenparenchymschädigung speziell nach Operationen mit größerem Blutverlust zugunsten der Penicillinoder einer weniger gefährlichen Therapie aufgegeben werden. Zum mindesten sind vorher Maßnahmen zu treffen, um der auf das Nierenparenchym toxisch wirkenden Konzentrierung des Sulfonamids im Urin auf Grund von unzureichender Harnsekretion vorzubeugen.

6. Die Menge und das spezifische Gewicht des sezernierten Urins sind zur Testung der Gefahr einer toxischen Sulfonamidschädigung der Nieren geeignet und vor der Therapie bei der Wahl, der Dosierung und der Applikationsart des Medikamentes zu berücksichtigen.

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