Zusammenfassung
Nach an Leichen und in vitro angestellten Untersuchungen kann das Verhalten der Gallenfarbstoffe
nach Ausscheidung durch die Leber in folgendem Schema wiedergegeben werden:
Die Annahme der rein enteralen Urobilinentstehung entspricht nicht den Tatsachen.
Das Urobilin kann vielmehr an verschiedenen Orten im Körper durch die Einwirkung von
Körperzellfermenten aus Bilirubin gebildet werden. Als seine Hauptbildungstätten müssen
unter normalphysiologischen Verhältnissen abführende Gallenwege und Darm angesehen
werden, in denen durch diese Fermente der Umbau des Bilirubins vollzogen wird. Das
Sterkobilin entsteht durch bakterielle Reduktion des Bilirubins im Dickdarm. Urobilin
wird nicht weiter zu Sterkobilin reduziert, kann jedoch wie Sterkobilin zu einem Farbkörper,
den W. C. Meyer beschrieben hat, und der positive Aldehyd- und Schlesinger-Reaktion
gibt, aber weder mit Urobilin noch mit Sterkobilin identisch ist, abgebaut werden.
Bei Gallengangsverschlüssen läßt sich je nach dem Sitz des Hindernisses bilirubinarme
und urobilinreiche, oder bei vollkommenem Abschluß der Gallenblase von der Leber farbstofffreie
„weiße“ Galle beobachten. Es spielen sich am Bilirubin der nicht abfließenden Galle
ähnliche Umbauvorgänge ab, wie unter normalen Verhältnissen in der Gallenblase.