Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(7): 193-198
DOI: 10.1055/s-0028-1118309
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Physiologie des Adrenalins

Gunther Lehmann
  • Max-Planck-Institut für Arbeitsphysiologie, Dortmund (Direktor: Prof. Dr. Gunther Lehmann)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Untersuchungen mit einer fluoreszenz-optischen Methode zur Adrenalinbestimmung ergeben erheblich höhere Adrenalinwerte im Blut als die biologischen Methoden.

Es wird die Hypothese aufgestellt, daß das Adrenalin vom Nebennierenmark in inaktiver Form sezerniert wird, die chemischen Methoden die Gesamtmenge erfassen, die biologischen dagegen nur den kleinen aktiven Anteil.

Ferner wird angenommen, daß die Wirkung von Adrenalin bzw. von Sympathin als Aktionssubstanz des Sympathikus nicht auf einer Bildung, sondern auf einer Aktivierung des Adrenalins beruht.

Die wiedergegebenen Versuche zeigen Beziehungen des Adrenalinspiegels zu Leistungsbereitschaft und Wohlbefinden in Abhängigkeit von Wetterlage und Tagesschwankungen ohne Beziehung zu Blutdruck und Pulsfrequenz.

Alle anregenden Stoffe wirken steigernd auf den Adrenalinspiegel.

Nach Nebennierenexstirpation sinkt der Adrenalinspiegel auf sehr niedrige Werte, kann aber durch Nebennierenrindenextrakt wieder auf nahezu normale Werte gehoben werden.

Es wird geschlossen, daß die Adynamie bei Nebennierenausfall nicht auf Rindenwirkung, sondern auf Adrenalinmangel beruht; jedoch kann dieser durch eine das chromaffine System anregende Wirkung des Rindenextrakts bekämpft werden.

Die Adrenalinausschüttung nach sensiblen Reizen aller Art wird als Teil eines „ergotropen Reflexes” aufgefaßt, dessen biologischer Sinn darin besteht, die Reaktionsbereitschaft des Organismus zu erhöhen.

Muskelarbeit führt zu Senkung des Adrenalinspiegels, die bei fortlaufendem Training immer geringer wird und gleich Null ist, wenn die Arbeit nicht mehr als anstrengend empfunden wird.

Im tätigen Muskel werden erhebliche Adrenalinmengen verbraucht.

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