Dtsch Med Wochenschr 1946; 71(9/12): 92-95
DOI: 10.1055/s-0028-1118548
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Blutabbau im Lichte der allgemeinen Pathologie

W. Maßhoff
  • Pathologischen Institut der Universität Tübingen (Direktor: Prof. Dr. E. Letterer)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

An Hand experimentell gewonnener Ergebnisse über das Schicksal extravasal zugeführten, und transfundierten Blutes wird eine nach den Gesichtspunkten der allgemeinen Pathologie orientierte Analyse des Blutabbaues versucht.

Der extravasale Blutabbau wird einem entzündlichen Geschehen gleichgesetzt, hierbei sind neben den zelligen Entzündungsprodukten auch solche flüssiger Natur wirksam mit im Spiele. Die Gültigkeit der Anschauung von der Entzündung als einer parenteralen zelligen und flüssigen fermentativen Verdauung (Rößle) wird am Beispiel des extravasalen Blutabbaues bekräftigt, die Wirksamkeit flüssiger Abbaumedien allein in einem besonderen Experiment nachgewiesen. Die Autolyse spielt für den extravasalen Abbau keine Rolle.

Für den Abbau strömenden Blutes, der sich normalerweise und größtenteils auch beim gesteigerten Zerfall unsichtbar vollzieht, wird in der Störung der Membranfunktion der Erythrozyten die erste Phase des Abbauvorganges erblickt. Dem endogen eingeleiteten Zerfall der roten Blutzellen folgen in der zweiten Phase die Äußerungen des Körpers, die sich in der Phagozytose durch die Zellen des RES. nach wahrscheinlicher vorheriger Einwirkung durch flüssige Medien kundtun. Die Reinigung des Blutes von Ballaststoffen, eben den funktionslosen Erythrozyten, ist eine natürliche Stoffwechselfunktion, die mit der Rößleschen physiologischen Entzündung verglichen werden kann.

Der extra- und intravasale Blutabbau ist zwar in seinen Erscheinungen in Abhängigkeit von dem jeweiligen Abbauort verschieden, in seinem Wesen aber nach einem allgemeingültigen biologischen Gesetz ausgerichtet.

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