Dtsch Med Wochenschr 1942; 68(50): 1221-1223
DOI: 10.1055/s-0028-1120279
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über die gonadotrope Wirksamkeit des Tuber cinereum bei Ratten

Ein Beitrag zur Lehre der endokrinen Tätigkeit des Gehirns („Neurosekretionslehre”)1 E. Weisschedel, H. Spatz
  • Chirurgischen Universitätsklinik Berlin (Geheimrat Sauerbruch) und aus dem Kaiser Wilhelm-Institut für Hirnforschung, Berlin-Buch (Prof. Spatz)
1 Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei unseren bisherigen Versuchen konnte nach Einpflanzung von Zwischenhirnsubstanz aus der Gegend des Tuber cinereum in infantile Ratten und Mäuse sowie nach Injektion von Extrakten regelmäßig eine vorzeitige Reifung der Ovarien erzielt werden. Der Grad dieser Kiemdrüsenreifung entspricht ungefähr dem nach Einverleibung einer gleichgroßen Menge Gesamthypophyse. Die Reifungserscheinungen sind so deutlich ausgeprägt, daß sie nicht mehr als Ausdruck einer unspezifischen Eiweißwirkung angesehen werden können, sondern offenbar die Folge eines spezifisch gonadotropen Wirkstoffs sind, der mit dem eingepflanzten Zwischenhirn den infantilen Tieren einverleibt wurde. Dieser Wirkstoff ist in gleicher Weise auch im Zwischenhirn hypophysektomierter Tiere nachweisbar, kann also nicht aus der Hypophyse stammen. Demnach erscheint im Zusammenhang mit der eingangs erwähnten klinischen Beobachtung von Driggs und Spatz sowie der experimentell erzeugten Keimdrüsenatrophie nach Zerstörung des Tuber cinereum die Annahme berechtigt, daß die gonadotrope Substanz im Zwischenhirn selbst entsteht.