Dtsch Med Wochenschr 1940; 66(33): 900-903
DOI: 10.1055/s-0028-1122278
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ergebnisse neuerer Untersuchungen zur Genese und Epidemiologie der Kruse-Sonne- (E-) Ruhr

K. Roelcke
  • Hygienischen Institut der Universität Heidelberg. Direktor: Prof. E. Rodenwaldt
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Publication Date:
08 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Ein Überblick über die Häufigkeit der Züchtung von E-Ruhrkeimen an Hand des Materials des Heidelberger Medizinaluntersuchungsamtes, das einen Zeitraum von 5 Jahren umfaßt, läßt erkennen, daß 48,1% ± 2,7 aller gezüchteten pathogenen Darmbakterien Erreger der Kruse-Sonne-Ruhr sind, während nur in 2,7% ± 2,7 der Fälle andere Dysenterietypen züchterisch zur Darstellung gelangten. Die restlichen 49,2% ± 2,7 setzten sich aus Vertretern der Typhus-, Paratyphus-, Enteritisgruppe zusammen.

Bei der peroralen Verabreichung von Flachformbakterien an verschiedene Personen konnte festgestellt werden, daß diesen Keimen als solchen keine pathogene Bedeutung zukommt.

In verschiedenen Selbstversuchen, die diese Tatsache bestätigten, gelang jedoch die Umwandlung der apathogenen Flachform- in die pathogenen Rundformkeime, wobei gleichzeitig die betreffende Versuchsperson an den typischen Erscheinungen einer Ruhr erkrankte.

Resistenzprüfungen hatten ergeben, daß die Flachformbazillen der Kruse-Sonne-Ruhr erheblich widerstandsfähiger sind als die Mikroben der Rundform und die Erreger der Shiga-Kruse- und Flexner-Ruhr. Diese Eigenschaft der erhöhten Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedensten Einflüsse wird in Beziehung gesetzt zu der besonders großen Verbreitung der E-Ruhr in dem Sinne, daß die Bakterien der Flachform sich in der Umwelt besonders lange lebensfähig zu erhalten vermögen und sich, in den Darm eines Gesunden gelangt, unter besonderen Umständen in die pathogene Rundform umwandeln können.

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