Ueber Gewinnung und Reinigung von Tuberkulin

Zusammenfassung

1. Die von Sauton angegebene eiweißfreie Nährlösung eignet sich gut zur Herstellung von stark wirksamem Tuberkulin.

2. Das aus Sauton-Nährlösung gewonnene Tuberkulin zeigt Reaktionen, die charakteristisch für Eiweißstoffe und Kohlenhydrate sind. Es enthält neben den nicht verbrauchten Nährsubstanzen zur Hauptsache den spezifisch wirksamen Körper, Eiweißstoffe verschiedener Molekulargröße und größere Mengen Kohlenhydrate.

3. Der im Tuberkulin enthaltene spezifisch wirksame Körper, der innerhalb 24 Stunden das tuberkulöse Meerschweinchen unter charakteristischen Erscheinungen tötet, diffundiert leicht durch tierische Membran (sogenannte Fischblase).

4. Durch Ansäuern des Tuberkulins vor oder nach der Dialyse werden höhermolekulare Eiweißstoffe ausgeschieden, ohne daß die Wirksamkeit nennbar verringert wird.

5. Aus dem dialysierten und „geflockten” Tuberkulin wird der spezifische Körper von Kaolin, besonders bei saurem pH, leicht und mit guter Ausbeute adsorbiert. In der Restlösung verbleiben unter anderem die Kohlenhydrate.

6. Vom Kaolinadsorbat wird der spezifische Körper durch sehr verdünntes Ammoniak mit guter und konstanter Ausbeute wieder losgelöst.

7. Die Konzentration des spezifisch wirksamen Körpers ist in den auf dem vorgezeichneten Wege gereinigten Präparaten auf das 21fache von derjenigen im Ausgangstuberkulin gesteigert. Die dargestellten Präparate zeigen alle Biuret- und Ninhydrinreaktion, einige auch noch Millonreaktion, keine Tryptophan- und Molischreaktion.

8. Zur spezifischen Wirksamkeit sind demnach nicht notwendig: Die Kohlenhydrate, die Eiweißstoffe, die bei saurem pH ausflocken, und die Eiweißstoffe, welche für Millon- und Tryptophanreaktion verantwortlich sind. Ob der spezifisch wirksame Körper zu den Polypeptiden zu zählen ist oder einer anderen Körperklasse angehört, muß weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben.

9. Es wird ein Weg gezeigt, auf dem die Kohlenhydrate zu trennen sind. Ein in großer Reinheit erhaltenes Kohlenhydrat ist auf Grund seiner Eigenschaft und Zusammensetzung identisch mit Glykogen.