Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(28): 1165-1167
DOI: 10.1055/s-0028-1126662
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das gewebsbiologische Verhalten der Scharlachstreptokokken

Ein Beitrag zum Problem der ScharlachätiologieH. Dold
  • Aus dem Institut für experimentelle Therapie „Emil v. Behring” in Marburg a. L.
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Publication Date:
19 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die aus 40 Scharlachfällen herausgezüchteten Streptokokken zeigten bei der Prüfung am Kaninchen nach der früher von mir beschriebenen Methode kein einheitliches gewebsbiologisches Verhalten. Sie wiesen teils den Typus I, teils den Typus II meines Einteilungsprinzips auf.

2. Es scheint, daß bei Scharlachfällen mit Angina lacunaris und necroticans vorwiegend Streptokokken vom Typus II, bei Scharlachfällen mit Angina catarrhalis und ohne Angina vorwiegend Streptokokken vom Typus I auf den Tonsillen vorhanden sind.

3. Bei 4 Scharlachfällen in einer Familie wurden aus dem ersten Fall (mit abszedierender Angina) Streptokokken vom Typus II und stark hämoytischem Vermögen, aus den drei folgenden Fällen (die nur Angina catarrhalis bzw. keine Angina hatten) Streptokokken vorn Typus I isoliert, die teils anhämolytisch, teils nur geringgradig hämolytisch waren.

4. Die untersuchten 40 Scharlachstreptokokkenstämme zeigten auf Hammelblutagar und Pferdeblutagar häufig ein ungleiches Verhalten im Hämolysevermögen. Es fanden sich Stämme, die auf beiden Blutagarsorten keine Hämolyse erzeugten, und Stämme, die bald auf dem einen, bald auf dem anderen Blutagar keine oder nur sehr geringfügige Hämolyse bildeten.

5. Weder das Hämolysevermögen noch das gewebsbiologische Verhalten der Streptokokken läßt eine Beziehung erkennen zu ihrer Fähigkeit, das sogenannte Dick-Toxin zu bilden.

6. Das sogenannte Dick-Toxin, dessen Existenz unbestreitbar ist, ist weder hinsichtlich seiner Herkunft noch hinsichtlich seiner Wirkungsart scharf charakterisiert und ist von anderen löslichen Streptokokkentoximen nicht deutlich abgrenzbar.

7. Trotz der verwickelten Verhältnisse, die sich aus obigen Feststellungen ergeben, bleibt die praktisch wichtige Tatsache bestehen, daß im Krankheitsbild des Scharlachs lösliche Streptokokkentoxine (das „Dick-Toxin”) eine wesentliche und entscheidende Rolle spielen und daß die durch Immunisierung von Pferden gegen diese Toxine erzeugten antitoxischen Heilsera eine hervorragende therapeutische Wirkung entfalten.

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