Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(45): 1898-1900
DOI: 10.1055/s-0028-1126967
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Fortschritte in der unblutigen Entfernung von Harnleiterstienen1)

Eugen Joseph
  • Aus der Urologischen Abteilung der Chirurgischen Universitätsklinik in Berlin
1) Vortrag gehalten in der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 23. IV. 1927.
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Publication Date:
27 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Bei Harnleitersteinen, welche nicht durch innere Behandlung, d. h. durch Trinkkuren, zum Abgang gelangen, ist durch die Pyelographie der Nachweis zu erbringen, ob die zugehörige Niere bereits geschädigt ist. Bei Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche ist unverzüglich der Versuch zu machen, den Harnleiterstein auf unblutigem Weg zu entfernen.

2. Harnleitersteine können gelockert werden, wenn es gelingt, neben dem Stein einen oder zwei Harnleiterkatheter vorbeizuführen und liegen zu lassen. Die Passage der Harnleiterkatheter wird durch Anästhesie des Harnleiterrohres erleichtert.

3. Falls die Kathetermethode nicht gelingt, ist die Erweiterung des Harnleiterrohres unterhalb des Steines mittels Bougierung zu empfehlen. Diese Methode ist ungefährlich und schonend.

4. Der Versuch, Harnleitersteine gewaltsam mittels Faßinstrumente nach abwärts zu ziehen, sowie die Schlitzung der vesikalen Harnleitermündung bei Gegenwart von tiefsitzenden Uretersteinen ist wegen der Gefahr der Verschwellung im Harnleiterrohr, der Verstopfung und Infektion der zugehörigen Niere nicht zu empfehlen.

Wer nach diesen Gesichtspunkten Harnleitersteine behandelt, wird einerseits, wie die Amerikaner, nur noch vereinzelte Fälle der operativen Behandlung unterwerfen müssen, da die Lösung der meisten Steine mittels der angegebenen mechanischen Methoden gelingt; anderseits schützen die angegebenen Leitsätze vor Schädigungen und gefährlichen Manipulationen und lassen uns rechtzeitig den Zeitpunkt zur operativen Entfernung des Steines erkennen, bevor es zur Schädigung der zugehörigen Niere oder zu einer allgemeinen Infektion gekommen ist.

In einer nicht geringen Anzahl von Fällen können wir leider nur feststellen, daß die Fälle zu spät in fachärztliche Behandlung gekommen und bereits mit Hydronephrose behaftet sind, bei welcher die Entfernung des Steines keine Aussicht auf Erfolg mehr bietet, und nur die Entfernung der Niere noch in Frage kommt.

Deshalb sollte die Uretersteinerkrankung nicht allzu leicht aufgefaßt, der Grad der pathologischen Veränderung durch Pyelographie oder durch die klinischen Symptome rechtzeitig festgestellt und das Leiden einer — oft erfolgreichen — mechanischen Behandlung unterworfen werden.

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