Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(48): 2020-2022
DOI: 10.1055/s-0028-1127024
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die diuretische Wirkung der Gallensäuren

Ferdinand Lebermann
  • Aus der Inneren Abteilung des Juliusspitals zu Würzburg. (Leitender Arzt: Prof. A. Foerster.)
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Publication Date:
21 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Bei Herz- und Nierengesunden haben die Gallensäuren — Felamin und Decholin — keinen oder nur geringen, rasch vorübergehenden, fördernden Einfluß auf die Diurese. 2. Bei Flüssigkeitsretention, die lediglich renal bedingt ist, ist ihre Wirkung ebenfalls meist gering und wenig zuverlässig. 3. Dagegen tritt die Förderung der Flüssigkeitsausscheidung bei Oedemen kardialer Genese sehr deutlich zutage, sowohl beim Felamin als auch beim Decholin. 4. Auf die experimentelle, durch den Wasserversuch zu prüfende Diurese Herz- und Nierengesunder wirkt das intravenös injizierte Decholin in den ersten Stunden bereits deutlich fördernd. Der Einfluß des peroral verabreichten Felamins ist sehr gering und tritt, wenn überhaupt, nur verzögert in die Erscheinung. 5. Auch beim Wasserversuch Nierenkranker besteht häufig das gleiche Verhältnis. 6. Auf die experimentelle Diurese dekompensierter Herzkranker wirken dagegen beide Gallensäurepräparate gleich gut und meist stark beschleunigend. Dabei ist zu beachten, daß das dehydrocholsaure Natrium in erster Linie die Wasserausscheidung begünstigt, während durch Felamin auch die der festen Stoffe mehr gefördert zu werden scheint, wie dies aus der Kurve des spezifischen Gewichts hervorgeht. Ersteres ist daher bei Neigung zur Retention harnpflichtiger Stoffe nicht anzuwenden. 7. Bei der erwähnten Krankheitsgruppe kommt die diuretische Wirkung der geprüften Gallensäuren der des Harnstoffs oder Diuretins ungefähr gleich, übertrifft sie sogar bisweilen, steht aber der des Novasurols erheblich nach. Die beiden Gallensäurepräparate sind jedoch vollkommen unschädlich, ihre unangenehmen Nebenwirkungen gering. Felamin und Decholin sind somit als Diuretika bei kardialem Hydrops indiziert, wenn die genannten anderen Medikamente versagen oder aus irgendwelchen Gründen nicht zur Anwendung kommen können.

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