Zusammenfassung
Grundlage der Abhandlung bildet die Stoeckel sche Einteilung, die das enge Becken
in zwei große Gruppen teilt, je nachdem die spontane Geburt möglich ist oder nicht.
Gemäß der Statistik von 25 000 an der Klinik des Vortragenden beobachteten Geburten
ist unter einer Conjugata vera von 8 cm die Geburt nie spontan verlaufen. Dies ist
demnach die Grenze zwischen den beiden Gruppen. Die Bestimmung des Vorgehens ist am
einfachsten bei den sogenannten absoluten Verengungen, wo die Geburt unbedingt mit
Umgehung der Geburtswege (Kaiserschnitt) zu beenden ist. Den prophylaktischen künstlichen
Abort hält Vortragender bei den heutigen Erfolgen des Kaiserschnittes für unrichtig.
Nach 2, eventuell 3 Geburten muß die Tubensterilisation erwogen werden. Im Falle einer
Verengung 3. Grades nach der Litzmann schen Einteilung kommt bei lebendem Kinde wieder
nur der Kaiserschnitt in Frage, bei totem Kinde zerstückelnde Operation. Hier ist
eine prophylaktische Operation noch weniger am Platze. So große Verengungen sind auch
in der Klinik Seltenheiten, der praktische Arzt soll solche Fälle der Klinik zuweisen.
Für den praktischen Arzt ist die 2. Gruppe von viel größerem Interesse, nämlich jene,
wo die Geburt in 70—80% der Fälle spontan verlaufen kann.
Einst dominierten die prophylaktischen Verfahren: Die künstliche Frühgeburt, die Wendung
nach Schröder, beide dienten nur wenig den Interessen des Kindes. Wenig Erfolge hatte
auch die Prochowniksehe Diät. Heute bei der Vollkommnung der chirurgischen Verfahren
ist bei der Leitung der Geburt mit engem Becken der Konservativismus zur Geltung gekommen;
wir gehen exspektativ vor und greifen bloß ein, wenn die Geburt stockt, und zwar bei
Wehenschwäche mit chemischen Mitteln (Chinin, vorsichtige Anwendung von Hypophysenpräparaten)
ferner Anwendung der Hofmeier schen Impression, der Kristeller schen Expression, der
Zange, der hohen Zange; besonders kann die Kielland - Zange gelobt werden.
Zur Beseitigung des räumlichen Mißverhältnisses dient außer den erwähnten prophylaktischen
Verfahren die Symphyseotomie, die Perforation. Endlich wird das Leben des Kindes am
sichersten durch die verschiedenen Formen des Kaiserschnittes gewahrt; unter diesen
ist die vorteilhafteste die in reinen Fällen ausgeführte Sectio caesarea transperitonealis
cervicalis.
Wenn bei der Geburt mit engem Becken die Ruptur droht, so muß in der allgemeinen Praxis
auch das lebende Kind perforiert werden, im Gebärhause wird der chirurgische Eingriff
gemacht. Wenn die Geburt wegen schwerer intrauteriner Infektion rasch beendet werden
muß, so ist, abgesehen von seltenen Ausnahmefällen, auch im Gebärhause nach der erfolglos
angewendeten hohen Zange das ohnehin sterbende Kind zu perforieren. Eine Ausnahme
kann vom sozialen Standpunkte aus eine 43—44jährige Erstgebärende, oder eine kinderlose
Frau bilden, wo sich große Interessen an das lebende Kind knüpfen. In solchem Falle
kann eventuell durch Anfertigung einer uteroabdominalen Fistel das Kind gerettet werden
und kann auch die Gesundung der Mutter erhofft werden.