Dtsch Med Wochenschr 1926; 52(42): 1769-1772
DOI: 10.1055/s-0028-1127765
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Erkennung und Behandlung der Darmsenkung

F. W. Strauch - Aerztlicher Leiter der Abteilung
  • Aus der Inneren Abteilung des Evangelischen Diakonissenhauses in Halle
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Publication Date:
22 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Lageanomalien des Dickdarms ist in der Praxis weit mehr Beachtung zu schenken. Die isolierte Koloptose, besonders partielle Koloptose der rechten Flexur, ferner die Transveroptose ohne Senkung der übrigen Baucheingeweide, ist öfters die Ursache lange Zeit unklarer Krankheitsbilder. Differentialdiagnostisch kommen in Betracht in erster Linie akute und chronische Appendizitis und Perikolitis, dann Erkrankungen der Gallenblase (Gallenblasenentzündung und Gallensteine) und gynäkologische Affektionen (Peri-, Parametritis, Adnexerkrankungen), endlich Adhäsionen nach Laparotomie. Im Kindesalter sind Koloptosen besonders häufig, die sogenannten Nabelkoliken sind vielfach Koloptosebeschwerden; im Wachstumsalter scheint eine Transversoptose physiologisch zu sein (Wuchsform). Im höheren Alter ist mitunter Ileus bei beginnender Neubildung gegen Koloptose abzugrenzen.

2. Die unvoreingenommene und öfters auszuführende Röntgenuntersuchung des Darms vermag oftmals bei erschöpfender Heranziehung der sonstigen klinischen Untersuchungsmethoden die Diagnose zu klären. Losgelöst von den übrigen klinischen Befunden, führt die Röntgenuntersuchung leicht zu Fehlschlüssen. Der schon physiologisch variablen Dickdarmlage und -form ist stets Rechnung zu tragen. Immer ist durch Palpation vor dem Röntgenschirm zu entscheiden, ob es sich um eine bewegliche oder unbewegliche (meist durch Verwachsungen bedingte) Koloptose handelt. Dickdarmsenkung findet sich häufiger beim hypotonischen Fettleibigen als beim Astheniker, der meist eine totale Splanchnoptose (Magen, Leber, Niere, Tiefstand beider Kolonflexuren) aufweist.

3. Die Therapie der Koloptose besteht neben individueller diätetischer Einstellung (Verhütung und Bekämpfung von Meteorismus; stets vorherige genaueste Magenuntersuchung notwendig!) in lange I fortzusetzenden gymnastischen Uebungen zur besseren Tonisierung der Muskulatur; zeitweises Tragen einer Leibbinde empfiehlt sich für die erste Zeit der Beschwerden. Das erzielte subjektive Wohlbefinden geht meist mit einer röntgenologisch nachzuweisenden Besserung der Dickdarmsenkung Hand in Hand.

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