Zusammenfassung
Bei zwei Patienten im Alter von 71 und 76 Jahren mit einer Phlegmasia coerulea dolens
wurde eine Fibrinolysetherapie mit Urokinase erfolgreich durchgeführt. Im ersten Fall
mit bereits eingetretener Nekrosenbildung im Vorfußbereich konnte eine deutliche Rückbildung
der nekrotischen Areale, allerdings mit der Notwendigkeit einer späteren Grenzzonenamputation,
erreicht werden. Im zweiten Fall mit schwerer Herzinsuffizienz, rezidivierenden Lungenembolien
und hyperosmolar entgleistem Diabetes mellitus wurde eine Restitutio ad integrum erzielt.
Bei beiden Patienten ließen das Thrombosealter im Beckenvenenbereich, die bereits
eingetretenen Nekrosen sowie ein bedrohlicher Allgemeinzustand eine venöse Thrombektomie
nicht zu. Hohes Alter und arteriosklerotische Veränderungen sprachen auch gegen eine
Streptokinasetherapie. Eine mittlere Urokinase-Erhaltungsdosis von 1000–1500 IE/kg
× h bei gleichzeitiger Verabreichung einer Heparindosis von etwa 20 E/kg × h hatte
keine wesentlichen Nebenwirkungen zur Folge. Leichte gastrointestinale Blutungen zwangen
nicht zum Abbruch der Therapie. Mit Urokinase ist demnach eine Alternative zu venöser
Thrombektomie und Streptokinase auch bei der schwersten Verlaufsform der Phlebothrombose
gegeben. Im Vergleich mit Streptokinase scheint die Quote an Nebenwirkungen, einschließlich
Blutungskomplikationen, mit Urokinase geringer zu sein.
Summary
Fibrinolysis treatment with urokinase was successfully undertaken in two patients,
aged 71 and 76 years, with phlegmasia coerulea dolens. In the first case, with necrosis
in the fore-foot, there was significant regression of the necrotic area, but a later
limited amputation was still necessary. In the second, with severe heart failure,
recurrent pulmonary emboli and hyperosmolar uncontrolled diabetes mellitus, complete
healing was achieved. Venous thrombectomy was not possible in these two patients because
of the duration of the thrombosis in the veins of the pelvic region, necrosis had
already occurred, and the patients' general condition was so serious. The advanced
age and arteriosclerotic changes argued against streptokinase treatment. Mean urokinase
maintenance dosage of 1000–1500 IU/kg × h, with simultaneous administration of heparin
at about 20 U/kg × h, produced no significant side-effects. Minor gastro-intestinal
bleeding did not require stoppage of urokinase administration.