Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(4): 120-123
DOI: 10.1055/s-0028-1131213
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Scharlachprobleme

Untersuchungen während einer Berliner EpidemieHeinrich Wiesener
  • Kinderklinik der Freien Universität Berlin, Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus (Ärztl. Direktor: Prof. Dr. G. Joppich)
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Nach den Erfahrungen der Berliner Epidemie von 1949 bis 1952 ist wegen des häufigen Auftretens bakterieller Komplikationen bei scharlachkranken Kindern eine Penicillin-Behandlung mit individueller, nicht zu niedriger Dosierung gerechtfertigt.

Penicillin-Behandlung in Vier- bis Achtbettzimmern ist nicht zu empfehlen.

Bakterielle Komplikationen treten bei konsequenter Penicillin-Frühbehandlung in Zwei- bis Dreibettzimmern eindeutig (statistisch gesichert) seltener als bei Kontrollpatienten auf.

Die Kurzbehandlung mit Entlassung am 6. bis 7. Tage der Penicillin-Behandlung hat sich bewährt.

Die Aufnahme neuer Scharlachfälle in das Zimmer eines mit Penicillin behandelten Kindes ist bis zum dritten Behandlungstage zulässig. Das schon behandelte Kind erhält einige Tage länger als üblich Penicillin. Zur gleichen Zeit werden Reinigungsbad, Wäschewechsel und Raumdesinfektion vorgenommen.

Im Anschluß an diese Behandlung sind die Kinder nicht mehr infektiös, müssen allerdings vor Re- und Superinfektionen in den nächsten 4 Wochen geschützt werden.

Grundsätzlich kann bei guten häuslichen Verhältnissen diese Behandlung auch daheim durchgeführt werden. Ist in Epidemiezeiten eine Frühbehandlung im Elternhaus nicht möglich, so reicht unseres Erachtens die weitere klinische Beobachtung der Scharlachrekonvaleszenten auf einer gewöhnlichen Station bis zum 21. Tage aus.

Die Penicillin-Frühbehandlung zieht keine Vermehrung der Rezidive nach sich. Zweiterkrankungen infolge herabgesetzter Krankheitsimmunität traten bei symptomatisch behandelten Kindern ebenso häufig auf wie bei der Penicillintherapie.

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