Zusammenfassung
Auf Grund eines Beobachtungsmaterials von 110 Cholangitiden und 8 Pankreasgangsentzündungen
wird kritisch zur Therapie der akuten Cholangitis (30 Fälle), der chronischen Gallengangsentzündung
(70 Fälle) und der sogenannten Cholangitis lenta Stellung genommen. Jede erfolgreiche
Therapie der Gallengangsentzündungen basiert auf der exakten Diagnosestellung der
vorliegenden Cholangitis mit Hilfe der Duodenalsondierung (C-Galle) und der Isolierung
und pharmakodynamischen Testung der Cholangitiskeime gegenüber den verschiedenen Medikamenten
und Antibioticis.
Die Behandlung ohne Anwendung der Antibiotika (Sulfonamide, Bilamid, Urotropin u.
a. m.) führt nur bei einem mäßigen Prozentsatz der unkomplizierten akuten und chronischen
Cholangitiden zum Erfolg. Die Cholangitis-lenta-Kranken sprachen auf diese Therapie
nicht an. Bei stärkeren Leberschädigungen wird vor Anwendung der Sulfonamide zur Behandlung
der Cholangitiden gewarnt.
Bei entsprechender Empfindlichkeit der Cholangitiskeime scheint bei allen nicht mit
Komplikationen einhergehenden Cholangitiden unter den angewandten Antibioticis (Penicillin,
Streptomycin, Chloromycetin, Aureomycin und Terramycin) zur Zeit Terramycin (2 g tägl.;
Gesamtdosis 25—30 g) das Mittel der Wahl zu sein.
Unter allen bis jetzt bekannten antibiotischen Drogen wird Terramycin noch am besten
in relativ hoher Konzentration von einer funktionstüchtigen Leber in die Galle ausgeschieden.
Begleit-Cholangitiden bei primären Cholezystopathien, nach Hepatitis epidemica sowie
bei Pankreasgangs-Entzündungen können bei entsprechender Testansprechbarkeit der zu
Grunde liegenden Keime ebenfalls durch Terramycin gut beeinflußt werden.
Bei Cholangitiden mit stärkeren Gallenabflußstörungen (Verschlußsteine), bei manifesten
Leberparenchymschäden und bei bestimmten Bakterienkombinationen (z. B. mit Proteus)
in den Gallengängen stößt selbst eine hochdosierte längerdauernde antibiotische Therapie
mit Terramycin auf zum Teil unüberwindliche Schwierigkeiten.
Der Therapieerfolg bei der schwierig anzugehenden sogenannten Cholangitis lenta (10
eigene Fälle) hängt von der rechtzeitig einsetzenden Behandlung der Frühstadien der
Erkrankung ab.
Während zwei unserer Patienten im Frühstadium der sogenannten Cholangitis lenta mit
einer Terramycinkur (nicht aber mit Streptomycin bzw. Chloromycetin) geheilt werden
konnten, ließ sich der letale Krankheitsverlauf bei sechs erst im Spätstadium zur
Behandlung kommenden Cholangitis-lenta-Kranken mit zunehmenden septischen Streuungen
durch Terramycin nicht aufhalten.