Zusammenfassung
In den letzten Jahren wurde in unserem Arbeitsbereich eine gehäuft, fast ausschließlich
bei Jugendlichen auftretende, gutartig verlaufende und das Bild einer akuten Appendizitis
vortäuschende Lymphadenitis festgestellt und für diese ihrer charakteristischen morphologischen
Ausprägung wegen die Bezeichnung „abszedierende retikulozytäre Lymphadenitis” gewählt.
Die Ätiologie dieser Erkrankung ist unklar; in formaler Hinsicht bestehen sehr enge
Beziehungen zum Lymphogranuloma inguinale und zur Lymphadenitis der sogenannten Katzenkratzkrankheit.
Neuere Beobachtungen haben weitere Details dieses Krankheitsbildes ergeben. In den
Nekrobiosen der Lymphknotenherde entstehen im Zuge von Zellregressionen eigentümliche
intrazytoplasmatische und schließlich freie azidophile Gebilde, die den Einschlußkörperchen
bei Viruskrankheiten zwar gleichen, aber als solche nur auf Grund des morphologischen
Verhaltens nicht angesprochen werden dürfen. Daß es sich um Produkte einer Phagozytose
handelt, wie analoge als „gamna bodies” bezeichnete Einschlüsse beim Lymphogranuloma
inguinale heute gedeutet werden, wird abgelehnt, andererseits aber die formale Beziehung
zu dieser virusbedingten Erkrankung dadurch noch enger.
Bei einer bisher einmaligen Beobachtung hat sich gezeigt, daß die mesenteriale Lymphadenitis
mit einer ulzerösen Schleimhauterkrankung des distalen Ileum gekoppelt sein kann.
Die Entzündung ist auch hier an das lymphatische Gewebe des Darmes gebunden und die
Ulzeration sekundär. Der entzündungsauslösenden Noxe scheint eine gewisse Affinität
zum lymphoretikulären Gewebe eigen zu sein.