Dtsch Med Wochenschr 1923; 49(8): 243-245
DOI: 10.1055/s-0028-1131893
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die vagotonische Leukopenie bei funktionellen Neurosen

(Zur praktischen Verwertung der sogenannten hämoklasischen Krise.)F. Glaser, Oberarzt P. Buschmann
  • Aus der II. Inneren Abteilung des Auguste Viktoria-Krankenhauses in Berlin-Schöneberg. (Dirigierender Arzt: Prof. F. Glaser.)
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Publikationsdatum:
23. August 2009 (online)

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Zusammenfassung

1. Der digestive Leukozytensturz muß als vagotonische Leukopenie, die alimentäre Leukozytensteigerung als sympathikotonische Leukozytose aufgefaßt werden.

2. Die bei 160 lebergesunden Patienten an verschiedenen aufeinanderfolgenden Tagen ausgeführte sog. „hämoklasische Krise” zeigte, daß vagotonische Leukopenie mit sympathikotonischer Leukozytose bzw. Stehenbleiben der Leukozytenzahl abwechselt. Aus einer Untersuchung an einem Tage ist überhaupt kein Schluß zu ziehen.

3. Die klinische Verwertung der vagotonischen Leukopenie kann nur dann erfolgen, wenn an mindestens 3 verschiedenen Tagen alimentärer Leukozytensturz gefunden wird.

4. Konstante vagotonische alimentäre Leukopenie wurde nicht bei Leberkranken, sondern — abgesehen von Urtikaria — bei funktionellen Neurosen gefunden.

5. Gewisse funktionelle Neurosen, besonders mit depressiver Gemütsstimmung, lassen sich durch die konstante vagotonische alimentäre Leukopenie in eine Krankheitsgruppe zusammenfassen.