Dtsch Med Wochenschr 1922; 48(19): 619-621
DOI: 10.1055/s-0028-1132961
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Porphyrinurie mit und ohne Koliken

I. Snapper in Amsterdam
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Für die Erklärung des merkwürdigen Krankheitsbildes der akuten Porphyrinurie, d. h. heftige Bauchkoliken mit Porphyrinurie, wo nach mehreren Anfällen der Tod unter neuritischen Erscheinungen eintritt (Colica porphyrinurica), wird die Hypothese aufgestellt, daß in diesen Fällen eine chronische Vergiftung zunächst die retroperitonealen Nervengeflechte schädigt und hierdurch Koliken und Porphyrinurie verursacht. Nachher ergreift diese Vergiftung auch das übrige Nervensystem, und der Patient geht unter Erscheinungen der Polyneuritis zugrunde.

Als Stütze für diese Annahme werden zwei Patienten mit kontinueller Porphyrinurie ohne Koliken beschrieben, wo eingreifende pathologische Veränderungen retroperitoneal im Oberbauch zu finden waren. Im ersten Falle ausgedehnte Tuberkulose der retroperitonealen Lymphdrüsen hinter dem Magen, nebst verkäsender Tuberkulose der Milzkapsel, im zweiten Fall mannskopfgroße, infizierte Hydronephrose, die, retroperitoneal sich hervorwölbend, alle Organe des Oberbauchs nach rechts verdrängt hatte.

In allen Fällen konnten sowohl Sulfonal- bzw. Bleivergiftung als Lichtüberempfindlichkeit ausgeschlossen werden.

Aus der weiteren Forschung wird sich ergeben müssen, ob auch in anderen derartigen Fällen von kontinueller Porphyrinurie ohne Koliken retroperitoneale Abweichungen nachzuweisen sind.

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