Zusammenfassung
Für die Erklärung des merkwürdigen Krankheitsbildes der akuten Porphyrinurie, d. h.
heftige Bauchkoliken mit Porphyrinurie, wo nach mehreren Anfällen der Tod unter neuritischen
Erscheinungen eintritt (Colica porphyrinurica), wird die Hypothese aufgestellt, daß
in diesen Fällen eine chronische Vergiftung zunächst die retroperitonealen Nervengeflechte
schädigt und hierdurch Koliken und Porphyrinurie verursacht. Nachher ergreift diese
Vergiftung auch das übrige Nervensystem, und der Patient geht unter Erscheinungen
der Polyneuritis zugrunde.
Als Stütze für diese Annahme werden zwei Patienten mit kontinueller Porphyrinurie
ohne Koliken beschrieben, wo eingreifende pathologische Veränderungen retroperitoneal
im Oberbauch zu finden waren. Im ersten Falle ausgedehnte Tuberkulose der retroperitonealen
Lymphdrüsen hinter dem Magen, nebst verkäsender Tuberkulose der Milzkapsel, im zweiten
Fall mannskopfgroße, infizierte Hydronephrose, die, retroperitoneal sich hervorwölbend,
alle Organe des Oberbauchs nach rechts verdrängt hatte.
In allen Fällen konnten sowohl Sulfonal- bzw. Bleivergiftung als Lichtüberempfindlichkeit
ausgeschlossen werden.
Aus der weiteren Forschung wird sich ergeben müssen, ob auch in anderen derartigen
Fällen von kontinueller Porphyrinurie ohne Koliken retroperitoneale Abweichungen nachzuweisen
sind.