Zusammenfassung
Aus diesen Versuchen, geht also klar hervor, daß es 1. nicht zwei wachstumsfördernde
Substanzen gibt, von denen die eine positiv und die andere negativ reagiert, sondern
nur ein wachstumsförderndes Lipoid, das bei entsprechenden Mischungsverhältnissen
zum Teil ins Wasser übergeht, bei nicht zweckentsprechender Darstellung zum größten
Teile; 2. daß das wachstumsfördernde Lipoid aus Corpus luteum und Plazenta stets positiv
reagiert (Blutgerinnung verzögernd) und die negative Reaktion (Blutgerinnungsverlangsamung)
Eigenschaft eines nichtlipoiden Stoffes, wahrscheinlich eines Amins ist, das im Wasser
löslich ist und keine wachstumsfördernde Wirkung hat; daß 3. kein Unterschied besteht
zwischen den einzelnen Stoffen aus dem Corpus luteum und der Plazenta, daß vielmehr
das Lipoid aus der Plazenta ganz dieselbe Wirkung hat wie das aus dem Corpus luteum,
und daß schließlich der Unterschied zwischen Sekretion des Corpus luteum und der Plazenta
nicht darin seine Ursache hat, daß gleiche chemische Stoffe produziert werden, die
verschiedene Wirkung haben, sondern daß dieselben Stoffe, aber in einem geänderten
wechselseitigen quantitativen Verhältnis, produziert werden.
Meine Versuche am Menschen sind noch nicht zahlreich genug, um ein sicheres Urteil
fällen zu können. Ferner mahnen die schon oben angeführten Einwände zu größter Vorsicht
bei Beurteilung der Erfolge am Menschen, insbesondere hinsichtlich Blutungserzeugung
und Blutungshemmung. Daher möchte ich mit aller Vorsicht die Vermutung äußern, daß
das Lipoid, welches die Blutgerinnung verzögert, aber stark hyperämisierend wirkt,
Blutung erzeugt, daß das wasserlösliche Amin die Blutung hemmt, wenn es auch die Blutgerinnungszeit
verlängert. Es ist mir nämlich einige Male gelungen, bei langdauerndem Menstruationsstillstand
durch Injektionen, Suppositorien, aber auch durch orale Einverleibung einer Verbindung
des Lipoids Blutung zu erzeugen; anderseits durch das Amin Blutung zu hemmen. Auch
Vergrößerung der Brustdrüse erzielte ich mit dem waserunlöslichen Anteil, dem reinen
Lipoid der Plazenta, während Wintz dies mit dem wäßrigen Anteil erzielte. Das Wesentliche
liegt eben nicht in dem Schütteln des Chloroformextraktes mit Wasser, sondern in der
Reindarstellung und in den Mengenverhältnissen de Lipoids zum Chloroform und' zum
Wasser. Bei richtiger Methode kann man so das reine Lipoid und das reine Amin darstellen.
Glänzend wirkt das Lipoid bei klimakterischen Beschwerden und bei Unterentwicklung
des Uterus.