Dtsch Med Wochenschr 1918; 44(48): 1332-1334
DOI: 10.1055/s-0028-1134826
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die sanitären Verhältnisse der Zivilbevölkerung während des Krieges

Carl Friedländer - Assistent der Anstalt
  • Aus dem Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläums-Spital in Wien. (Direktor: K. Rat Dr. Leopold Dömény.)
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Publication Date:
16 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Auch an der Gesundheit der Bevölkerung des Hinterlandes sind die Kriegsereignisse nicht spurlos vorübergegangen, doch sind die bisherigen Schädigungen, soweit wir sie übersehen können, in der Gesamtheit der Bevölkerung noch nicht manifest geworden. Am schlimmsten daran sind die schon vorher nicht gesunden Personen. Bei diesen wieder macht sich die Nahrungsmittelknappheit am unangenehmsten fühlbar, bei den anderen wird sich eine Regeneration leichter herstellen lassen. Epidemisch auftretende Krankheiten kamen nicht zur Beobachtung, mit Ausnahme der allerdings großen Verbreitung der venerischen Erkrankungen, der man aber nach Kräften zu steuern sucht. Die Tuberkulose hat zweifellos zugenommen, doch hat sie die gefürchtete Ausdehnung bis jetzt nicht angenommen. Eine allgemeine Nervosität mit ihren Entladungen ist in allen Schichten der Bevölkerung zu konstatieren. Ob das Eintreten der Frauen in viele physisch anstrengende Berufe von nachteiliger Wirkung für sie selbst und für die spätere Generation sein wird, bleibt abzuwarten.

Für die kommende Generation darf eine Besserung der Verhältrisse erwartet werden, da man auf dem Wege ist, die Kinderfürsorge in körperlicher, geistiger und moralischer Hinsicht als allgemeine Pflicht anzusehen. Schwere Opfer in gesundheitlicher Hinsicht hat der Krieg auch von der Zivilbevölkerung gefordert. Kranke und Invalide sind zurückgeblieben; ihnen gebührt nicht minder wie den Beschädigten aus dem Felde unsere Anteilnahme und unser ärztlicher Beistand.

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