Dtsch Med Wochenschr 1916; 42(48): 1476-1477
DOI: 10.1055/s-0028-1135518
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Frage der Simulation bei Soldaten1)

G. Voss - Fachärztl. Beirat für Nervenkrankheiten
  • Aus der Militär-Nervenklinik des VII. Armeekorps „Mariahilf” in Crefeld
1) Vortrag, gehalten in einer Versammlung der nervenärztlich tätigen Militärärzte des VII. Armeekorps am 24. VI. 1916 zu Bonn.
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Unter unseren Soldaten ist Simulation verhältnismäßig selten, häufiger kommt Aggravation (Uebertreibung) vor.

Geringe Grade angeborenen Schwachsinns scheinen der Entwicklung von Täuschungsabsichten förderlich zu sein.

2. Unter vielen als simulationsverdächtig zur Untersuchung und Beobachtung gelangenden Leuten erweisen sich nur wenige als echte Simulanten. Krankhafte Uebertreibung findet sich häufiger als bewußte. Man sollte deshalb mit dem Verdachte der Simulation zurückhaltender sein, insbesondere Leuten gegenüber, die sich im Felde bewährt oder Wunden davongetragen haben.

3. Besondere Vorsicht ist Schädelverletzten gegenüber geboten, deren Charakter nicht selten durch die Hirnstörungen ungünstig beeinflußt wird. (Vgl. den epileptischen Charakter!)

4. In allen simulations- oder aggravationsverdächtigen Fällen ist fachärztliche Untersuchung oder gegebenenfalls Beobachtung zu veranlassen. Die Entscheidung sollte nur auf Grund eingehender Kenntnis der Gesamtpersönlichkeit des Verdächtigen gefällt werden.

5. Auch diese Untersuchungen sollten zu den Aufgaben schon jetzt zu schaffender und für die Friedenszeit berechneter Beratungsstellen gehören.

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