Zusammenfassung
1. Das hämolytische Rinderblutsystem gab uns bei Luetikern einen positiven Ausfall
der Wassermannschen Syphilisreaktion in ungefähr derselben Prozentzahl der Fälle wie
anderen Untersuchern das Hammelblutsystem. Es dürfte somit gegen die Verwendung von
Rinderblut-Ambozeptoren kein Einwand zu erheben sein.
2. Auch bei Verwendung des Rinderblutes erhielten wir gleich anderen Autoren bei einer
Reihe von wahrscheinlich nicht luetisch Infizierten Komplementablenkung, so bei Tuberlose
der Lunge und der Niere, Pneumonie, Carcinom, ferner auch bei myeloider Leukämie und
inkompensierten Herzfehlern.
3. Bei mehreren dieser Fälle erwies sich die Komplementablenkungsfähigkeit des Blutserums
als vorübergehend.
4. Zwischen der positiven Reaktion bei Luetikern und jener bei wahrscheinlich nicht
Luetischen stellte sich bei Verwendung von Rinderblut insofern ein prinzipieller Unterschied
heraus, als bei den ersteren die Komplementbindung nur bei Zusatz von Organextrakt
erfolgt oder doch wenigstens durch diesen deutlich verstärkt wird, während sie bei
letzteren auch ohne Extraktzusatz in völlig gleicher Intensität wie mit Extrakt in
Erscheinung tritt. (Autotrope Sera.)
5. Bei Verwendung von Hammelblutambozeptoren verhielten sich die von uns untersuchten
autotropen Sera wie luetische, indem bei Extraktzusatz Hemmung, ohne Extraktzusatz
mehr oder weniger deutliche Lösung erfolgte.
6. Das Rinderblutsystem scheint es somit zu ermöglichen, eine für Lues im klinischen
Sinne spezifische Reaktion von einer nichtspezifischen, bei verschiedenen Krankheitsprozessen
gelegentlich auftretenden, zu trennen.