Zusammenfassung
Lebendes Gewebe widersteht nicht der Verdauung durch einen wirksamen Magensaft. Nur
die Gewebe, die dauernd von solchem Verdauungssaft umspült sind, wie Magen und Duodenum,
enthalten mehr Antipepsin als die anderen Gewebsteile des Körpers, und so erklärt
es sich, daß der Magen und das Duodenum nicht verdaut werden. (Folgerung in chirurgisch-technischer
Beziehung: Das Duodenum eignet sich nach Magenresektion besser zur Herstellung der
Kontinuität des Darmes als Jejunum. Erfahrung: Postoperatives Ulcus pepticum jejuni
häufig, postoperatives UIcus pepticum duodeni selten.)
Aetiologie des Magengeschwürs. Zu andern Faktoren, deren Möglichkeit sehr groß ist,
muß eine Störung im normalen Gleichgewicht des Pepsins und Magensaftes und des Antipepsins
der Magenwand hinzutreten, um das typische Ulcus pepticum rotundum chronicum zu erzeugen.
Bestätigung dieser auf Grund zahlreicher Tierexperimente aufgestellten Theorie durch
Gundelfingers Experimente, der durch Eingriff am Ganglion coelliacum und Herabsetzung
des Antipepsingehaltes des Blutes Ulzera erzeugte, sowie durch Kohler, der in 88%
klinisch sicherer Ulzera und durch Otto Einstein, der in 72% den Antipepsingehalt
des Blutes herabgesetzt fand.
Es sollte außer der bisherigen Behandlung in jedem Falle von Ulcus Amynin (Antipepsin
plus Neutraion) per os gegeben werden. (œ Teelöffel in alkalischem Wasser, 4 Stunden
nach der Abendmahlzeit.)
Es sollte bei jedem Ulkus versucht werden, den herabgesetzten Antipepsingehalt des
Blutes, der auch diagnostisch von Bedeutung ist, zu erhöhen.
Bei schweren Magenblutungen kommt in erster Linie die Bluttransfusion in Betracht,
denn sie wirkt nicht nur als bestes Blutstillungsmittel, sondern trägt auch zur Heilung
des Ulkus bei, dadurch, daß der Antipepsingehalt des Blutes erhöht wird.
Als Operation kommt die Gastroenterostomie nur in Betracht, wenn die Resektion technisch
nicht möglich ist, sonst ist nur die Resektion nach Billroth I anzuwenden.