Zusammenfassung
Bei einseitiger Vas deferens-Unterbindung und anderseitiger Kastration entwickelt
sich der jugendliche Hoden normal weiter, während der geschlechtsreife degeneriert
und später wieder völlig regeneriert, meist unter Bildung einer Spermatozele.
Bei beiderseitiger Unterbindung sind die Befunde ähnliche.
Isolierte einseitige Unterbindung führt zur völligen Inaktivitätsatrophie des unterbundenen,
bei kompensatorischer Hypertrophie des andern Hodens.
Das Erhaltenbleiben und der Grad der Ausprägung der Geschlechtscharaktere, wie überhaupt
das ganze männliche Verhalten — soweit es überhaupt von der Geschlechtsdrüse abhängig
ist — hängt von dem spermatogenen Anteil des Hodens und seinen spezifischen zellulären
Eiweißsubstanzen ab.
Die Zwischenzellen sind als Stoffwechselapparat des Hodens anzusehen und weisen, ebenso
wie die Sertoli-Zellen, unter gewissen Bedingungen Gestalts- und Ortsveränderungen
auf.
Die für die innere Sekretion der Zwischenzellen des Hodens angeführten Beweise sind
nicht stichhaltig. Die innere Sekretion wird von den generativen Zellen besorgt.
Wenn auch noch zur weiteren Nachprüfung der „Pubertätsdrüsenlehre” besonders die Transplantationsversuche
wiederholt, vor allem auch die viel schwierigere und ungeklärtere Frage der weiblichen
Pubertätsdrüse genau untersucht werden muß und das Studium der Wechselbeziehungen
zwischen Keimdrüse und den übrigen Drüsen mit innerer Sekretion hier sicher noch manches
klären wird, so hat doch die Nachprüfung dieser einen Beweisführung für die Pubertätsdrüsenlehre
zu einem gänzlich andern Ergebnis geführt, und ich muß daher auf Grund dieser Befunde
das Bestehen einer besonderen „Pubertätsdrüse” im Sinne Steinachs ablehnen.