Dtsch Med Wochenschr 1921; 47(49): 1485-1487
DOI: 10.1055/s-0028-1141137
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Aufhebung der Reaktionsfähigkeit luischer Sera durch Formaldehyd

H. Dold
  • Aus der Serodiagnostischen Abteilung (Prof. H. Dold) des Instituts für experimentelle Therapie „Emil v. Behring” in Marburg a. L. (Direktor: Geh.-Rat Uhlenhuth.)
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Mit Hilfe der Trübungsreaktion nach Dold konnte gezeigt werden, daß die normalerweise zwischen luischen Seren und Extrakt erfolgende Präzipitation (welche die Grundlage der Luesreaktion bildet) durch Formaldehyd gehemmt bzw. aufgehoben wird. Dabei ist noch unentschieden, ob die Angriffsstelle im Serum, im Extrakt oder in beiden liegt. — Die Wa.R. eignet sich nicht zu diesem Nachweis, da Formaldehyd auch die Funktion des Komplements und die des hämolytischen Ambozeptors hemmt.

2. Zur Erklärung dieser hemmenden Wirkung des Formaldehyds läßt sich vielleicht die Beobachtung von Schiff heranziehen, daß Formaldehyd mit freien Aminogruppen der Aminosäuren in Reaktion tritt (Besetzung einer Aminogruppe durch eine Methylengruppe unter Wasseraustritt), wodurch vermutlich die Reaktionsfähigkeit (z. B. die Quellbarkeit) der betroffenen Körper leidet. Jedenfalls scheint mir diese Hemmungswirkung des Formaldehyds für die Auffassung zu sprechen, daß allgemein bei der Präzipitation, und speziell bei der Ausflockung der Extraktlipoide durch Luesseren, Quellungsvorgänge eine wichtige Rolle spielen.

3. Für die Praxis ergibt sich aus dieser Beobachtung, daß das auf Lues zu untersuchende Serum vor Zusätzen von Formaldehyd — etwa zum Zwecke der Konservierung — peinlichst zu bewahren ist.

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