Dtsch Med Wochenschr 1933; 59(50): 1856-1859
DOI: 10.1055/s-0028-1141757
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Behandlung von Salvarsannebenwirkungen mit Hepatrat

K. Fulst, M. Fellner
  • Dermatologischen Abteilung des Städtischen Allerheiligen-Hospitals in Breslau. Stellvertretender Leiter: Karl Fulst, Sekundärarzt
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Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Wirkung des Hepatrats dürfte unseres Erachtens nach auf zwei wichtigen und sich einander potenzierend ergänzenden Komponenten beruhen. Nach den experimentellen Untersuchungen von Spiethoff und Milbradt soll es sich um eine spezifische hormonale Beeinflussung der bei Salvarsanunverträglichkeit festgestellten Leberdysfunktion handeln, welche durch das Hepatrat wieder in die normale Tätigkeit zurückreguliert wird. Anderseits muß man auch die allgemeine unspezifische Einwirkung berücksichtigen, die auf die bekannte starke blutregenerierende und roborierende Kraft des Präparats zurückzuführen ist und die zu einer mächtigen Aktivierung der daniederliegenden Abwehrkräfte des kranken Organismus führt. Es werden also auf zwei verschiedenen, im Endzweck sich glücklich vereinigenden Wegen, therapeutische Erfolge erzielt, die die Anwendung des Hepatrats in allen Fällen von Salvarsanunverträglichkeit genügend rechtfertigen. Allein durch seine stoßartige Wirkung auf den blutbildenden Apparat kann es ausschlaggebend werden. Dazu tritt gleichsinnig die hormonale Fähigkeit hinzu, den gestörten Leberstoffwechsel zu normalisieren.

Das Hepatrat soll unsere anderen bekannten Hilfsmittel zur Behebung von Salvarsanschäden nicht verdrängen. Es soll mit ein Rüstzeug in unserem Arzneischatz werden und wo jene versagen, zur Anwendung gelangen. Dabei kann es allein oder in Kombination mit den früheren Mitteln gebraucht werden. Die alleinige oder kombinierte Verwendung des Hepatrats wird rein persönlich und auf Erfahrungstatsachen beruhend, vorgenommen werden müssen. Wir injizierten es stets allein, da wir ja die absolute Heilkraft des Präparates erproben wollten. Die externe dermatologische Therapie, auf die nicht verzichtet werden kann, muß stets sorgfältig durchgeführt werden. Eines hat aber die Hepatratbehandlung der Salvarsantoxikosen den bisherigen Methoden voraus: die rasche Wirkung auf den Allgemeinzustand der Kranken. Diese nicht hoch genug einzuschätzende Eigenschaft auszunutzen, darf nicht versäumt werden. Deshalb soll in Fällen, wo man sich von den mit anderen Mitteln erzielten guten persönlichen Erfahrungen nicht lossagen möchte, auch Hepatrat z. B. per os gegeben werden. Denn die roborierende Kraft der Leberpräparate fehlt allen anderen Medikamenten, die bisher verwendet werden.

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