Zusammenfassung
Von den 40 behandelten Fällen sind nur einzelne garnicht durch die Behandlung beeinflußt
worden. Die große Mehrzahl weist eine mehr oder weniger starke Besserung auf. Dabei
ist mir aufgefallen, daß die meisten Patienten viel zufriedener waren als ich selbst
und sich zur Wiederholung der Behandlung geradezu drängten. Diese Wiederholung hat
aber eine Grenze. Ich habe denselben Bezirk nie mehr als vier- bis fünfmal belichtet
und nie mehr als zweibis dreimal der Radiumentzündung ausgesetzt. Die Lichtentzündung
ist das erstemal am erfolgreichsten, dann verliert sie allmählich an Wirkung, erzeugt
häufig Pigmentationen, die die Lichtstrahlen absorbieren, und ist schließlich nicht
mehr imstande, eine weitere Besserung herbeizuführen. Das Gleiche gilt vom Radium,
dessen allzu häufige Anwendung sich schon durch die Gefahr später auftretender chronischer
Dermatitis mit Teleangiektasie verbietet.
Auch bei dem günstigsten Resultat: „vollkommene Beseitigung der roten Farbe” -wird
die Haut nur bei den ganz kleinen, oberflächlichen arteriellen Naevi vollkommen normal,
sodaß sie sich garnicht von den angrenzenden Hautpartien unterscheidet, bei den größeren
Naevi nimmt sie eine leicht narbige, atrophische Beschaffenheit und meist einen etwas
weißeren Ton als die umgebende Haut an.
Dieses günstigste Resultat wird wesentlich durch die Kombination von Licht und Radium
erreicht; bei den kleinen, oberflächlichen arteriellen Naevi auch durch Radium allein,
während bei der Lichtbehandlung eine rötlich-weiße oder bläulich-weiße Farbe als Endresultat
auch in den günstigsten Fällen die Regel bildet.
Die Indikationen für die Behandlung lassen sich zusammenfassend folgendermaßen formulieren:
-
Die ausgedehnten, roten und blauroten Naevi, soweit sie oberflächlich sind und auf
Kapillarerweiterung mit geringer arterieller Beteiligung beruhen, eignen sich für
die Lichtbehandlung.
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Die kleinen, roten „arteriellen” Naevi eignen sich für Radiumbehandlung.
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Die mittelgroßen, meist gemischten Naevi, die das Hauptkontingent der Naevi stellen,
eignen sich für eine Kombination von Licht- und Radiumbehandlung.
Da wir bisher kein einziges rationelles Mittel[1)] hatten, die roten Muttermale zu bessern, geschweige denn zu beseitigen, so bedeutet
die Licht- und Radiumbehandlung einen sehr bedeutenten Fortschritt.
1 In der letzten Nummer des vorigen Jahrgangs dieser Wochenschrift berichtet Schmidt
über zwei Heilungen von Naevi vasculosi durch Röntgenbestrahlungen. Diese Heilungen
stehen mit meinen Erfahrungen in Widerspruch, nach denen ich bisher keine Heilwirkung
der Röntgenstrahlen auf Teleangiektasien beobachten konnte. Vielmehr erblickte ich
mit anderen Autoren, z. B. Bayet, gerade einen spezifischen Unterschied zwischen Radium
und Röntgen in ihrer verschiedenen Wirkung auf die Gefäße. Es bleibt daher abzuwarten,
ob die Schmidtschen Erfolge allgemeine Giltigkeit haben oder auf zufälligen anatomischen
Eigentümlichkeiten der behandelten Fälle beruhen. Ich habe bereits begonnen, die Wirkung
der Röntgenstrahlen auf Gefäßnaevi nochmals zu prüfen, und werde eventuell darüber
später berichten.