Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(9): 406-408
DOI: 10.1055/s-0028-1142614
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Weitere Erfahrungen über Skopolamin-Mischnarkose

P. Sick - Chefarzt
  • Aus der Chirurgischen Abteilung des Diakonissenhauses in Leipzig
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die ausgezeichneten Wirkungen des Skopolamins in Verbindung mit der Inhalationsnarkose müssen durch (mindestens) zweimalige Gaben in dem Einzelindividuum angepaßter Dosis ausgenützt werden. Dadurch wird das Chloroform in gefährlicher Menge ganz ausgeschaltet und dem auf ⅓ der frühereren Menge reduzierten Aether ein nahezu unbeschränktes Anwendungsgebiet zugesichert, ohne daß seine Reizwirkungen auf die Lungen in Erscheinung treten können. Die schlaferzeugende Wirkung ist nur durch Skopolamin, dessen Dosis ohne Gefahr gesteigert werden kann, herbeizuführen, die Morphiumzugabe aber in kleinsten Grenzen zu halten und nur einmal bei der letzten Einspritzung (meist 0,01 œ Stunde vor der Operation) zu geben. Das Morphium birgt die Gefahr bei der ursprünglichen Schneiderlin-Korffschen Narkose, nicht das Skopolamin. Bei einigermaßen richtig verteilten Gaben hat die kombinierte Narkose durch ihre Indikationsbreite und Gefahrlosigkeit (selbst in wenig geübter Hand), nicht nur durch die humane Art der Wirkung schon jetzt Anspruch auf die erste Stelle. Mehrere verschiedene chemisch differente, an verschiedenen Zellbezirken anfassende Narcotica geben uns in richtiger Kombination die Narkose mit geringsten Einzeldosen und eben damit die geringste Gefahr, sowohl in als nach der Operation.

Vor der Skopolamin-Morphium-Ganznarkose ist ebenso zu warnen, wie bis auf weiteres vor den rein intravenösen Methoden, da wir stets mit einer individuell sehr verschiedenen Reaktion rechnen müssen und zur Ergänzung der injizierten Narcotica die wiederum für sich dosierbare Inhalation weder entbehren können noch wollen.

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